Zwei Maiskolben, wo vorher nur einer wuchs

Kinder brauchen Liebe, Pflanzen brauchen Stickstoff. Landwirte setzen daher stickstoffhaltige Düngemittel ein, um die Erträge ihrer Felder zu steigern. Diese werden meist als Granulat auf die Felder gestreut – ein nicht besonders effizientes Verfahren, denn ein großer Teil wird bei Niederschlägen ausgewaschen, von Bakterien abgebaut oder gelangt ganz einfach an Stellen, die für das Wurzelsystem der Pflanze unerreichbar sind. Agrarwissenschaftler der Universität Bonn haben eine Düngemethode entwickelt, die diese Nachteile umgeht. Jüngste Studien belegen, dass nach dem CULTAN-Verfahren angebauter Mais erheblich höhere Erträge erbringen kann als herkömmlich gedüngte Maispflanzen.

Pflanzen – so die übliche Lehrmeinung – bevorzugen als Stickstoff-Quellen eine „Mischkost“ aus Nitrat und Ammonium. Prof. Dr. Dr.h.c. Karl Sommer, Prof. Dr. Heinrich Scherer und die angehende Agrarwissenschaftlerin Anja Kunert setzten dagegen Mais auf „Diät“: Als einzige Stickstoff-Quelle erhielt er Ammonium – und das sogar in normalerweise toxischen Konzentrationen. Beim CULTAN-Verfahren wird das Ammonium aber nicht auf den Boden gestreut oder in den Boden eingemischt, sondern in Form eines Düngerstreifens oder punktuell direkt im Wurzelbereich appliziert. Aus diesem „Depot“ bedient sich die Pflanze dann je nach Bedarf.

Da das Ammonium ein verstärktes Wurzelwachstum hervorruft, umhüllt schon nach wenigen Tagen ein stabiles Wurzelgeflecht das Dünger-Depot und verhindert, dass die Stickstoffverbindung bei Regen einfach ausgewaschen wird. Nitrat kann dagegen nach der Düngung leicht über das Grundwasser ins Trinkwasser gelangen. Außerdem gibt es eine Gruppe von Bodenbakterien, die Nitrat zu gasförmigem Stickstoff abbauen können, der dann in die Atmosphäre entweicht. Ammonium dagegen können Bakterien – zumindest in den vorliegenden hohen Konzentrationen – nicht umwandeln. Die Düngung wird so deutlich effizienter.

Sommer hat das CULTAN-Verfahren bereits in den 70er Jahren am Agrikulturchemischen Institut der Universität Bonn entwickelt. Beim Anbau von Gemüse, Getreide, Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben und auf dem Grünland kommt es schon seit längerem mit gutem Erfolg zum Einsatz. Die Wissenschaftler bemühen sich daher, die Methode an weitere Kulturpflanzen anzupassen. Ihre Ergebnisse werden sie auf der Konferenz des International Food Policy Research Institute vom 4. bis zum 6. September in Bonn vorstellen, die in diesem Jahr unter dem Motto „Sustainable Food Security for All by 2020“ stehen wird.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Dr. h.c.Karl Sommer, Agrarkulturchemisches Institut der Universität Bonn, Tel.: 0228/73-2851 oder 0228/624612, Fax: 0228/73-2489, E-Mail: PDK.Sommer@t-online.de

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Frank Luerweg idw

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