8. Handelsblatt-Jahrestagung: Energiewirtschaft Österreich 2004

Ist Österreichs Versorgungssicherheit gefährdet?


Mit der Verabschiedung der EIWOG-Novelle (Elektrizitätswirtschafts- und organisationsgesetz) im Juni 2004 hat Österreich als eines der ersten Länder die europäischen Vorgaben zur Entflechtung der Energieversorgungsunternehmen (Legal Unbundling) in nationales Recht umgesetzt. Eine Vorreiterrolle im Energieliberalisierungsprozess hat Österreich auch durch die zügige Einführung einer Regulierungsbehörde übernommen.

Die Handelsblatt-Jahrestagung „Energiewirtschaft Österreich 2004“ (13. und 14. Oktober 2004, Wien) greift die Auswirkungen des Liberalisierungsprozesses auf die österreichische Energiewirtschaft auf. 20 meinungsführende Referenten diskutieren über die Ergebnisse der bisherigen Liberalisierungsbestrebungen und stellen ihre Konzepte für die neuen politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor.

Als Vertreter der Europäischen Kommission kommentiert Dr. Stefan Gewaltig die jüngsten Entwicklungen im Energiebinnenmarkt und erläutert die Folgen für den österreichischen Strom- und Gasmarkt. Die Rolle der Regulierungsbehörde bei der Umsetzung der europäischen Vorgaben in die nationale Umsetzung erläutert DI Walter Bolz (Energie-Control GmbH). Die Umsetzung des EIWOG auf Länderebene und die Folgen des Unbundling für Netznutzungsentgelte stellt W. Hofrat Dr. Norbert Achleitner vor.

Die Rolle wettbewerbstauglicher Infrastrukturen ist ein Schwerpunkt des etablierten Branchentreffs für die österreichische Energiewirtschaft. Rund 400 Millionen Euro investieren österreichische Energieversorgungsunternehmen pro Jahr in die Netzinfrastruktur. In zwei Tarifsenkungsrunden wurden die Netztarife durch die Regulierungsbehörde bereits herabgesetzt und damit die Einnahmen der Netzbetreiber um 250 Millionen Euro reduziert. Werden die Netztarife durch das Unbundling noch weiter gesenkt, befürchten die Netzbetreiber, dass ihre Investitionen verknappen und so die Versorgungssicherheit aufs Spiel setzen müssen. Dr. Bruno Wallnöfer (TIWAG-Tiroler Wasserkraftwerke AG) und Paul van Son (Deutsche Essent) und weitere Energie-Experten erläutern die Bedeutung der Infrastruktur für einen funktionierenden Wettbewerb. Die europäischen Rahmenbedingungen für die Zukunft der nationalen und internationalen Infrastrukturen stellt Dr. Paul Rübig (MdEP, Europäisches Parlament) vor. Die Frage der Versorgungssicherheit in einem liberalisierten Energiemarkt greifen unter anderem auch Dr. Johann Grünberger (Oberösterreichische Ferngas AG) und Mag. Christian Kern (VERBUND-Austrian Power Trading AG) auf.

Die Veränderungen auf die Vertriebstrukturen durch das Unbundling stellt unter anderem Dkfm. Hans-Joschim Jung (KELAG-Kärtner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft) vor. Dr. Werner Süss (Vattenfall Europe Sales) berichtet über die Erfahrungen, die in Deutschland im unbundelten Energievertrieb gemacht werden.

Die Folgen auf die Energiekostenentwicklung durch den CO2-Emissionshandel ist ein weiteres Thema der Handelsblatt-Jahrestagung. Nach Einschätzungen einer Studie von A.T.Kearney wird die österreichische Energiewirtschaft nur relativ geringe Mittel zum Kauf von Zertifikaten einsetzen müssen, da Österreich über einen hohen Anteil an umweltfreundlicher Wasserkraft verfügt. Die Gesamtkosten beziffern die Energieexperten von A.T.Kearney jährlich mit 21 bis 62 Millionen Euro. Dennoch wird der Strompreis steigen, da sich die Preissteigerungen durch den CO2-Handel in Nachbarländern auf Österreich auswirken werden. Die Chancen und Risiken des Emissionshandels stellen unter anderem DI Hans-Jörg Glinz (Wietersdorfer & Peggauer Zementwerke) und DI Dr. Josef Heizinger (LINZ AG) vor.

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Hanne Guttek EUROFORUM Deutschland GmbH

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