„Wer die Wahl hat…“: Experten diskutieren in Wittenberg die Folgen der Informationsflut

Theoretisch war es nie einfacher, diese Informationsvielfalt als Entscheidungsgrundlage zu nutzen. Praktisch war es aber wegen dieser Informationsfülle nie schwerer, Entscheidungen zu treffen. Diesen Zwiespalt diskutieren Experten verschiedener Disziplinen in einem von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) unterstützten DGI-Forum. Es trägt den Titel „Entscheidungsfindung zwischen Information, Intuition und Manipulation“ und findet vom 17. bis 19. Oktober an der Leucorea in der Lutherstadt Wittenberg statt.

Mündige Bürger wägen politische Wahlentscheidungen, emanzipierte Konsumenten ökonomische Kaufentscheidungen ganz selbstverständlich ab: „Schon alltägliche Entscheidungen, wie der Kauf eines Elektrogerätes oder das nächste Urlaubshotel, werden einerseits nach intensiver Recherche, andererseits spontan getroffen“, sagt Prof. Dr. Matthias Ballod, Organisator der Tagung und Inhaber des Lehrstuhls für die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der MLU. Jedoch: Wann wird recherchiert? Wann spontan gekauft? Und warum?

Die ganze Welt ist durchdrungen von Zahlen, Daten, Fakten, aber „wie wir mit unseren kleinen und großen Entscheidungen richtig liegen, ist trotzdem nicht zu klären“, sagt der Germanist. Umgekehrt wird unser Informationsverhalten im Internet erfasst, persönlichen Präferenzen werden für andere sichtbar. „Unser Verhalten wird beeinflusst: im öffentlichen und gesellschaftlichen Miteinander ebenso wie im Privaten“, so Ballod.

Dieses Spannungsfeld diskutieren auf dem Forum der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI) Wissenschaftler aus den Bereichen Politik, Neurobiologie, den Wirtschaftswissenschaften, Sprachwissenschaften, Medizin und Psychologie. Zu Gast sind zudem der ehemalige Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, der Datenschutzbeauftragte des Landes Dr. Harald von Bose und der Vorsitzende der Bundespressekonferenz Dr. Gregor Mayntz.

Thematisiert werden Fragen nach der Entscheidungsfreiheit des Menschen, den Möglichkeiten von Marketing und Werbung, dem Einfluss auf unsere politische Willensbildung, gruppenspezifisches Risikoverhalten von Communities, soziologische und psychologische Hintergründe sowie der Einfluss von Sprache auf das Wissen der Menschen.

Das erste DGI-Forum in Wittenberg stellt eine Neuausrichtung der bereits seit 1962 erfolgreichen Veranstaltungsreihe „Oberhofer Kolloquium“ dar. Diese prominente und international weit beachtete Fachtagung zu Information und Kommunikation fand alle zwei bis drei Jahre mit hochkarätigen Teilnehmern statt. In Zukunft soll sie als Plattform für einen offenen wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs rund um das vielschichtige Thema „Information und Wissen“ dienen.

DGI-Forum: „Entscheidungsfindung zwischen Information, Intuition und Manipulation“
17. bis 19. Oktober 2013
Leucorea, Collegienstraße 62
06886 Lutherstadt Wittenberg

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

FDmiX: Schnelle und robuste Serienproduktion von Nanopartikeln

Verkapselungstechnologie der nächsten Generation… Nukleinsäure-basierte Medikamente wie mRNA-Impfstoffe bieten ein enormes Potenzial für die Medizin und eröffnen neue Therapieansätze. Damit diese Wirkstoffe gezielt in die Körperzellen transportiert werden können, müssen…

Sensor misst Sauerstoffgehalt in der Atemluft

Eine zu geringe oder zu hohe Sauerstoffsättigung im Blut kann bleibende körperliche Schäden bewirken und sogar zum Tod führen. In der Intensiv- und Unfallmedizin wird die Sauerstoffkonzentration der Patientinnen und…

Neue MRT-Technik erkennt Schlaganfälle in kürzester Zeit

Tag gegen den Schlaganfall: Forschende der Universitätsmedizin Mainz haben im Rahmen einer Studie erstmals eine KI-gestützte Magnetresonanz-Tomographie (MRT)-Methode untersucht, um akute ischämische Schlaganfälle effizienter detektieren zu können. Dabei setzten sie…

Partner & Förderer