Ohne Geruchssinn leben Fliegen länger

Ein US-Forscherteam um den Mikrobiologen Scott Pletcher von der University of Michigan in Ann Arbor hat entdeckt, dass weibliche Fruchtfliegen ohne Geruchssinn um 20 Prozent länger leben als jene, deren Geruchssinn intakt war. Zu ähnlichen Ergebnissen ist auch die Neurobiologin Joy Alcedo vom Friedrich Miescher Institut für biomedizinsche Forschung in Basel bei Würmern gekommen.

Pletcher hat bei den Drosophila-Fliegen den Geruchsrezeptor für CO2 abgeschaltet. „Die Tiere haben daraufhin deutlich länger gelebt“, so Alcedo im pressetext-Interview. Das habe allerdings nur bei weiblichen Tieren funktioniert. Die Drosophila-Weibchen ohne Geruchsinn bauten zudem größere Fettreserven auf und legten mehr Eier. Die Forscher gehen davon aus, dass der Grund für das verlängerte Leben möglicherweise mit der geringeren Nahrungsaufnahme zu tun haben könnte.

Möglicherweise auch bei Säugetieren ähnlich

„Ob das bei höheren Lebewesen wie etwa Säugetieren oder dem Menschen ebenso zutrifft, ist bisher nicht untersucht worden und fraglich“, so Alcedo. „Wir wissen allerdings, dass der Geruchssinn mit dem Hypothalamus in Verbindung steht. Dieser Teil des Zwischenhirns ist ein zentrales Organ für die Regulation vegetativer Funktionen und hier wird auch das endokrine System kontrolliert“, erklärt Alcedo. Das sei ein Hinweis darauf, dass es die Lebensdauer sehr wohl beeinflussen könne.

Es gibt zahlreiche Beweise wonach die Verringerung der Nahrungsmenge zu einer Verlängerung der Lebensdauer führt. Bewiesen wurde das etwa bei Hefe, bei Mäusen und Affen. Ähnliche Ergebnisse erzielte Alcedo bei den Würmern C. elegans, bei denen der Geschmackssinn abgeschaltet wurde.

Leben mit Gerüchen verlängern

Das Team von Pletcher hat auch noch eine andere Erkenntnis gewonnen. Sie haben einen Gehirnkreislauf entdeckt, der das Leben verlängert, wenn er aktiviert wird. Dieser ist ebenfalls mit dem olfaktorischen System in Verbindung. Bisher wisse man jedoch nicht, welche Art von Gerüchen diesen Kreislauf auslöst.

Ob sich aus der Erkenntnis tatsächlich Ableitungen für die Humanmedizin machen lassen, bleibe unbewiesen, so Acedo. Auch der Altersforscher Matt Kaeberlein von der University of Washington in Seattle meint, dass es bisher keine Beweise dafür gebe. „Es ist allerdings schon so, dass es physiologische Veränderungen gibt, wenn man den Geruch von Essen wahrnimmt“, so der Forscher. „Selbst bei der Vorstellung von duftenden Speisen bekomme ich Hunger“, meint Kaeberlein.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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