Mikroorganismen produzieren Biosprit durch Sonnenlicht

Ein Start-up-Unternehmen aus den USA hat ein vielversprechendes Verfahren zur Herstellung von Biosprit vorgestellt. Das in Cambridge, Massachusetts, ansässige Unternehmen Joule Biotechnologies behauptet, dass mit diesem Verfahren pro Acre (entspricht etwa 4046 Quadratmetern) ein jährlicher Ertrag von 20.000 Gallonen (ca. 75.700 Liter) an Biotreibstoff erzeugt werden kann.

Sollte sich diese Menge als realistisch erweisen – bislang wurden nur Versuche im Labor durchgeführt – könnte dies weitreichende Folgen für die Treibstoffindustrie haben. Fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdgas oder Erdöl könnten von Biokraftstoffen abgelöst werden und zum neuen Standard im Transportwesen werden.

Im Detail funktioniert das Verfahren von Joule Biotechnologies so, dass zunächst genetisch veränderte Mikroorganismen in speziell dafür angefertigten Photobioreaktoren angepflanzt werden und danach mit Kohlenstoffdioxid und Wasser „gefüttert“ werden. Die Organismen wandeln diese Stoffe, unter ausschließlicher Verwendung von Sonnenenergie, mittels Photosynthese daraufhin direkt und fortlaufend in Treibstoff um. Der fertige Biosprit wird von den Organismen ausgeschieden und kann mithilfe herkömmlicher chemischer Separationsverfahren abgeschöpft werden – anders als etwa bei Algen, bei denen das gewonnene Öl noch zusätzlich raffiniert werden muss, um zu Biotreibstoff zu werden. Joule erwartet sich durch diese Innovation bahnbrechende Konsequenzen. „Wir sind das erste Unternehmen, das eine wirkliche Lösung zur Frage der Energieunabhängigkeit anbieten kann – und das relativ bald“, sagt Bill Sims, CEO und Präsident von Joule Biotechnologies.

Das Unternehmen plant für nächstes Jahr den Bau einer Pilotanlage im Südwesten der USA und erhofft sich, bis Ende 2010 mit der kommerziellen Produktion von Bioethanol beginnen zu können. Die Produktion von Kohlenwasserstoff-basierten Treibstoffen soll schließlich 2011 in großem Umfang über die Bühne gehen. Bislang habe man weniger als 50 Mio. Dollar in die neue Technologie investiert, so Sims. Die Suche nach weiteren Investoren sei aber bereits angelaufen, hört man aus dem Unternehmensumfeld

Bislang wurden Biokraftstoffe vorwiegend aus Getreide hergestellt. Für die Erzeugung sind jedoch erhebliche Mengen an Ackerland, Wasser und Energie nötig, was als Hauptgrund angeführt wird, warum sich die alternativen Kraftstoffe bislang nicht durchsetzen konnten. Hält das neue Verfahren von Joule jedoch was es verspricht, könnte die gesamte Kraftstoffnachfrage der USA – täglich werden laut American Institute of Petroleum (API) http://www.api.org/statistics etwa 19 Mio. Barrel allein an Erdölerzeugnissen ausgeliefert – mit einer Produktionsfläche, die lediglich in etwa die Größe von Bayern hat, abgedeckt werden.

Ob Joule tatsächlich den Durchbruch schafft und irgendwann wirtschaftlich produzieren kann, beäugen viele Experten mit Skepsis. Mittlerweile gibt es einige Biotechnologie-Firmen, die treibstoffproduzierende Organismen züchten, so etwa Synthetic Genomics http://www.syntheticgenomics.com oder Algenol http://www.algenolbiofuels.com . Anderen Unternehmen, die ähnliche Verfahren initiiert hatten, wie etwa Green Fuel http://www.greenfuelonline.com , wurden wiederum die hohen Kosten der Bioreaktoren zum Verhängnis. Eine weitere Herausforderung ist zudem, die fortlaufende Treibstoffproduktion der Mikroorganismen auf einem stabilen Niveau zu halten. David Berry, einer der Gründer und Vorstandsmitglied von Joule, sagt, dass man die Reaktion der Mikroorganismen auf Hitze sorgfältig überwachen werde und dafür die Bioreaktoren mit hitzeregelnden Sensoren ausgestattet hätte.

Media Contact

Jörg Tschürtz pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.joulebio.com

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer