Immunabwehr der Mücke trickst Viren aus

Mücken, die für den Menschen gefährliche Viren übertragen, zeigen sich von diesen nicht unbeeindruckt, sondern kämpfen erfolgreich gegen sie.

Das haben Wissenschaftler des Virginia Tech entdeckt, als sie die Prozesse in einer Mücke, die ein gefährliches Krankheitsvirus trug, auf genetischer Ebene untersuchten. Wurde das Gleichgewicht zwischen Virus und Mücke gestört, hatte das den Tod des Insekts zur Folge. Die Forschungsergebnisse, die in der aktuellen Ausgabe des Fachmediums Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurden, könnten zum wichtigen Schritt im Kampf gegen von Mücken übertragene Krankheiten wie Westnil-, Dengue- oder Gelbfieber werden.

Die Verteidigung gegen Krankheitsviren gelingt Mücken viel besser als dem menschlichen, weitaus komplexeren Immunsystem. Um den gefährlichen RNA-Code des Virus unschädlich zu machen, zerlegt ihn die Mücke in Kurzstränge, die sogenannte viRNA.

„Der Virus muss sich in gewissem Sinne der Abwehrreaktion der Mücke unterwerfen“, sagt Studienleiter Kevin M. Myles. Nur so könne es von der Mücke auf ein Wirbeltier übertragen werden und damit seinen Reproduktionszyklus vervollständigen. Schafft die Mücke die Umwandlung des Virusgenoms in die viRNA nicht, würde sie daran erkranken, was sowohl für das Insekt als auch für das Virus fatale Folgen hätte.

Diese Erkenntnis trat bei Labortests zutage, die man mit dem Virus Sindbis unternahm. Dieser Krankheitserräger lässt Rückschlüsse auf ähnliche von Mücken übertragene Erreger zu, wie den des Chikungunya-Fiebers oder den der östliche Pferdeencephalitis. Die Wissenschaftler setzten das Virus in die Zellen der Gelbfiebermücke Aedes aegypti ein. Das Immunsystem der Mücke begann sogleich mit der Produktion von viRNA in überraschend großem Ausmaß. Es gelang im Labor, die Abwehr der Mücke zu überlisten, indem man die Genstruktur des Virus um ein bestimmtes Protein ergänzte. Dieses behinderte die Mückenzellen dabei, die Virengene in unschädliche viRNA aufzuteilen, worauf sie vom Virus infiziert wurde.

Die Entdeckung, was die Störung des Gleichgewichts bewirkt, gibt dem Kampf gegen von Mücken übertragene Krankheiten möglicherweise neuen Auftrieb. „Wir wussten nicht, dass man dieses krankmachende Potenzial in der Mücke wecken kann“, betont Myles. Stechende Mücken würde es weiterhin geben, doch könnten sie eines Tages keine Viren mehr tragen, schlägt die Studie vor. Wie man es jedoch anstellen muss, um anstatt des Virus das Immunsystem der Mücke zu verändern, kann erst weitere Forschung klären.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.vt.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer