Charité-Historiker erhält ERC Advanced Grant

Der Medizinhistoriker Prof. Volker Hess erhält als dritter Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin den mit rund 2,5 Millionen Euro dotierten Advanced Investigator Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC).

Der Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin wird für sein Forschungsvorhaben „Ways of writing. How physicians know, 1550-1950“ ausgezeichnet.

Dieses Projekt untersucht die Funktion und Bedeutung verschiedener Formen des Schreibens für die Herausbildung medizinischen Wissens. In einem dreifachen Zugriff werden sogenannte medizinische Aufschreibesysteme von der frühen Neuzeit bis in die jüngste Vergangenheit analysiert.

Prof. Hess hat die Untersuchung multiperspektivisch und transnational angelegt. So werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten der medizinischen Dokumentation zwischen Italien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland sichtbar.

Die umfassende Analyse schließt auch andere Formen des Berichterstattens, Dokumentierens und Protokollierens mit ein, die systematisch in das Aufschreibesystem einfließen. Hierzu gehören beispielsweise die gerichtliche Begutachtung, Vorgaben der lokalen Verwaltung und nicht zuletzt die Bürokratie des Krankenhauses. Auch hier bildeten sich die materialen und medialen Quellen ärztlichen Wissens heraus.

„Unser Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der Frage nach dem Zusammenhang von Form und Inhalt medizinischer Dokumentation. Damit geht es immer auch um die Weitergabe medizinischen Wissens“, betont Prof. Hess. Die Förderung des Europäischen Forschungsrates ermögliche es, mit einem Team von sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, der Frage der medizinischen Dokumentation in der europäischen Kulturgeschichte nachzugehen. Der Europäische Forschungsrat vergibt den ERC Advanced Investigator Grant an exzellente und erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in ihrem Forschungsfeld nicht nur aktiv, sondern bereits auch etabliert sind. Bei der Begutachtung der wissenschaftlichen Leistung stehen daher vor allem die letzten zehn Jahre im Fokus, in denen die Forscherinnen und Forscher wissenschaftliche Spitzenleistungen erbracht haben sollten.

Prof. Volker Hess
Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 529 031
volker.hess[at]charite.de

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Dr. Julia Biederlack idw

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