Nach Infekt zu früh wieder zum Sport: Gefährlich für das Herz

Die Olympischen Spiele in London sind für viele sicher ein willkommener Ansporn, Sport zu treiben und die eigenen Leistungsgrenzen auszuloten. Allerdings sollte man kerngesund sein. Gefährlich für das Herz kann es werden, wenn man sich krank oder noch geschwächt von einer Krankheit sportlich betätigt oder anderen körperlichen Belastungen aussetzt.

Grund: Auch bei vermeintlich banalen Erkrankungen wie z. B. Grippe oder Magen-Darm-Infektionen kann auch der Herzmuskel in Mitleidenschaft gezogen sein. Bei einer solchen Myokarditis (Herzmuskelentzündung), die oft gar nicht bemerkt wird, ist körperliche Belastung Gift fürs Herz. Im schlimmsten Fall droht der plötzliche Herztod, aber auch eine massive Herzschwäche kann die Folge sein.

„Wer eine Grippe oder eine andere Infektion mit Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit hat, gehört ins Bett, denn es könnte der Herzmuskel beteiligt sein“, warnt deshalb Prof. Dr. med. Michael Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III/Kardiologie am Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar. „Dies gilt auch für Infekte, bei denen kein oder nur geringes Fieber auftritt, wie das häufig bei älteren Patienten der Fall ist. Wer sich in dieser Phase körperlich belastet, riskiert sein Leben“, betont das Beiratsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Prof. Böhm rät deshalb, mit Sport und anderen körperlichen Belastungen, im Beruf etwa, auf jeden Fall abzuwarten, bis alle Begleitsymptome wie z. B. Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber abgeklungen sind und man sich wieder wohlfühlt.

Alarmsignale einer Herzmuskelentzündung

Bei einer Herzmuskelentzündung liegt ein schädigender Einfluss auf das Herz vor, auf den der Herzmuskel mit einer Entzündung reagiert. Häufigste Ursachen einer solchen Entzündung sind Infektionen durch Viren, z. B. bei einer Grippe oder Magen-Darm-Infektion. Auch andere Erreger und Erkrankungen kommen aber als Auslöser in Frage. Symptome einer Herzmuskelentzündung können sein: Abgeschlagenheit und allgemeine Schwäche, Herzrhythmusstörungen (z. B. Herzstolpern), Luftnot oder Schmerzen in der Brust, wie sie auch bei einem Herzinfarkt auftreten können.

„Eine spezielle Gefahr geht von den Rhythmusstörungen aus, weil sie abrupt in Kammerflimmern übergehen können: Es kommt zum Herzstillstand, der zum Tod führt, wenn nicht sofort eine Reanimation unter Einsatz eines Defibrillators erfolgt“, erklärt Prof. Böhm. Erschwerend kommt hinzu, dass es kein einzelnes Symptom gibt, das spezifisch für eine Myokarditis ist: „Behandelnde Ärzte müssen immer das Gesamtbild berücksichtigen. Verdacht auf Herzmuskelentzündung besteht, wenn die genannten Beschwerden im zeitlichen Zusammenhang mit einer viralen Infektion auftreten.“

Behandlung lindert Symptome / Drei Monate konsequente Schonung
Eine ursächliche Behandlung der Herzmuskelentzündung gibt es Prof. Böhm zufolge noch nicht. Die Therapie ist symptomatisch: sie lindert die Beschwerden durch körperliche Schonung. Daneben werden entzündungshemmende Medikamente gegen einen eventuell begleitenden Herzbeutelerguss und zur Linderung von Brustschmerzen eingesetzt, ACE-Hemmer und Betablocker gegen eine eventuell bestehende Herzschwäche.

Patienten mit einer Myokarditis sollten sich auf alle Fälle drei Monate konsequent schonen: viel Ruhe, keine körperliche Belastung, keinerlei Sport oder Ausdauertraining, wenn möglich Fahrstuhl statt Treppe. Dies gilt selbstverständlich auch für schwere körperliche Arbeit im Beruf. Sport ist erst wieder nach einer Karenzzeit von drei Monaten ab dem Zeitpunkt möglich, zu dem sich die Herzfunktion wieder komplett erholt hat.

Mehr Informationen bietet das Interview mit Prof. Michael Böhm „Späte Folge von Infekten: Herzmuskelentzündung“ in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift HERZ HEUTE (3/2012) der Deutschen Herzstiftung, auf dem dieser Text basiert. Das Heft kann kostenfrei angefordert werden bei: Deutsche Herzstiftung, Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt a. M., Tel.: 069 955128-0, Mail: info@herziftung.de

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25/2012
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