Nach der Grenzöffnung zu Tschechien 1989: Entwicklung in Ostbayern verlief besser als erwartet

Ostbayerische Arbeitnehmer verdienen zwar immer noch weniger als der Durchschnitt in vergleichbaren westdeutschen Regionen. Anders als vielfach befürchtet hat sich der Lohnabstand durch die Grenzöffnung insgesamt aber nicht vergrößert. Aus der IAB-Studie geht hervor, dass Anfang der 90er Jahre die Geringqualifizierten in Ostbayern ihren Lohnabstand zum westdeutschen Durchschnitt sogar verringern konnten. Ab Mitte der 90er Jahre kehrte sich diese Entwicklung allerdings ins Negative um: „Der gegen Ende der 90er Jahre wieder einsetzende Negativtrend lässt darauf schließen, dass Geringqualifizierte in Ostbayern nur kurzzeitig von der Grenzöffnung profitiert haben“, so der IAB-Arbeitsmarktforscher Michael Moritz.

Auch die qualifizierten Arbeitnehmer holten nur bis Mitte der 90er Jahre auf. Danach stagnierte ihr Lohnabstand zum westdeutschen Durchschnitt wieder. Bei den Hochqualifizierten ist für den gesamten Untersuchungszeitraum bis 2001 keine Verringerung des Lohnabstands feststellbar.

Trotz erleichterter Arbeitsmöglichkeiten für tschechische Pendler im Grenzgebiet ist der Anteil der westdeutschen Arbeitnehmer, die in Ostbayern beschäftigt sind, auch nach der Grenzöffnung gestiegen. Waren im Jahr 1980 etwa 2,9 Prozent aller westdeutschen Arbeitnehmer in den bayerischen Grenzregionen zu Tschechien tätig, so erhöhte sich dieser Anteil bis 2001 auf mehr als 3,2 Prozent. Lediglich Mitte der 90er Jahre kam es zu einem kurzzeitigen Rückgang. „Insgesamt kann man zwar nicht von einem substantiellen Anstieg sprechen, aber andererseits kann auch von einem wirtschaftlichen Niedergang nach der Grenzöffnung keine Rede sein“, schreibt Michael Moritz in seiner Studie.

Aus diesen Erfahrungen in Ostbayern könnten zwar keine allgemeinen Aussagen getroffen werden über die Effekte der jüngsten EU-Osterweiterung und der zukünftigen Arbeitnehmerfreizügigkeit auf den deutschen Arbeitsmarkt, betont das IAB. „Aber die im Wesentlichen günstige Entwicklung der Regionen in unmittelbarer Nähe zu Tschechien deutet darauf hin, dass wohl auch die volle Integration aller europäischen Arbeitsmärkte weit weniger negative Auswirkungen für Deutschland haben dürfte als oft befürchtet“, lautet das Fazit der Studie.

Der IAB-Kurzbericht „Grenzöffnung zu Tschechien: Entwicklung in Ostbayern besser als erwartet“ kann im Internet kostenlos unter http://doku.iab.de/kurzber/2007/kb2007.pdf abgerufen werden.

Media Contact

Wolfgang Braun idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer