Aktienmarkt: Gedämpftes Aufschwungsmomentum

Steigende Ölpreisgefahren für die Weltwirtschaft infolge der zugespitzten Nahostkrise, Gewinnwarnungssorgen für die angelaufene US-Quartalsberichtssaison (bisher z.B. PeopleSoft, Bristol-Myers) sowie Leitzins-Befürchtungen haben der Frühlingsstimmung an den internationalen Börsen Ende März einen leichten Dämpfer versetzt. Das konjunkturelle Hoffnungsszenario eines weltweit synchronen Aufschwungs hat sich dennoch weiter gefestigt. Im Indexvergleich seit Jahresbeginn fällt vor allem der von einem hohen Anteil zyklischer Industrietitel geprägte Nikkei mit einem Plus von über 7 Prozent (Dow Jones und Dax: +2 Prozent) positiv auf, während Nasdaq und Neuer Markt nach wie vor Terrainverluste von über 8 Prozent verzeichnen.

In den USA wurden die Vorboten eines kräftigen Konjunktur-Turnarounds im März durch den ISM Einkaufsmanagerindex (55,6 nach 54,7 Punkte) sowie den stärksten Anstieg im Verbrauchervertrauen seit 25 Jahren untermauert. Auch die Produktion zeigte im Februar erneut nach oben, allerdings lagen die Februar-Industrieaufträge (- 0,1 Prozent) unter den Erwartungen. Die durch massiv entlastete Privatverbraucher (niedrige Hypothekenzinsen) und leere Lager gestützte Erholung hat indes noch nicht zu der erhofften Investitionsdynamik geführt. Inklusive staatlicher Nachfragemaßnahmen sollte aber für das Gesamtjahr (nach dem starken Anschub im 1. Quartal) eine BIP-Expansion mit einer Zwei vor dem Komma nicht überraschen. Fed-Chef Greenspan stellte als Bestätigung der neu erwachten Wachstumskräfte die geldpolitischen Ampeln auf Gelb.

Mit Verzögerung hat sich auch in der Eurozone trotz stagnierender Januarproduktion das konjunkturelle Stimmungsbild aufgehellt. Bereits ab dem zweiten Quartal deutet sich eine spürbare Beschleunigung der Taktzahl an. Der Reuters-Einkaufsmanagerindex für die Eurozone stieg im März um 1,4 auf 50,0 Punkte, nach Angaben der Kommission hat sich das Vertrauen bei Unternehmen und Verbrauchern zumindest leicht (99,5 nach 99,3) verbessert. Dazu passt auch der fünfte erwartungsgetriebene Anstieg in Folge beim Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland im März (91,8 nach 88,5 Punkte). In toto wird ein Euroraum-Wachstum für 2002 von 1,5 Prozent unterstellt. Bremsend wirken jedoch enge fiskalpolitische Grenzen, Arbeitsmarktprobleme und der stabilere Euro. Impulse resultieren dagegen aus der sich festigenden realen Kaufkraft der Privatverbraucher.

Per saldo steht die angesichts fehlenden Zinsrückenwindes erforderliche investitionsgetriebene Gewinnphantasie für weiteren Kursauftrieb noch aus. Auf Sicht könnten geringe Spielräume für Ergebnisverfehlungen bei den Unternehmen und deutlich attraktiver gewordene Festzinsanlagen die Geduld der Anleger strapazieren. Kursrückschläge sind daher weiter einzukalkulieren, sollten jedoch mit Blick auf die ungeachtet der Ölpreisrisiken intakte Wirtschaftserholung zu Bestandsaufstockungen vorzugsweise in zyklischen Branchen und im Finanzsektor genutzt werden.

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Hans Beth Sparkassen-Privatkunden-Research

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