Staat und Wirtschaft müssen risikobereiter werden – Experten fordern Innovationen und Investitionen

Mehr Risikobereitschaft und gemeinsame Anstrengungen von Staat und Wirtschaft für die Wissenschaft haben führende Vertreter der deutschen Forschung gefordert. „Wir können die Innovationsdebatte nicht losgelöst von der Risikodebatte führen“, so Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Er verlangt von Staat und Wirtschaft, sich gemeinsam für die Forschungsförderung einzusetzen. „Wir müssen uns vor einem hüten: Wenn wir über Forschung reden, ist das nicht nur ein Thema, das die öffentliche Hand betrifft. Zwei Drittel der Forschungsausgaben kommen aus der Wirtschaft – also müssen wir sehen, dass wir die Wirtschaft mit ins Boot nehmen.“

Sollte das nicht gelingen, seien die erhofften Investitionen von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung nicht zu erreichen. Dieses Ziel hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder für das Jahr 2010 in Aussicht gestellt. Experten und Berater bemängeln schon seit längerer Zeit, dass zwar durch Forschung und Entwicklung die Grundlagen gelegt werden, aber das unternehmerische Klima für innovative Dienste und Produkte fehle.

„Wir sind mit unseren Ergebnissen nicht im Bewusstsein der Großindustrie und auch nicht in dem der mittelständischen Industrie verankert“, sagte Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Wirtschaft und Grundlagenforschung müssten stärker aufeinander zugehen. „Die deutsche Forschung ist gefordert, die Lücke zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren Umsetzung in Produkte zu schließen“, sagte Gruss. Er kündigte dazu eine eigene Initiative an.

Die Max-Planck-Gesellschaft werde dafür gemeinsam mit der Bundesregierung ein Konzept entwickeln. „Wir wollen Strukturen bilden, die die Wertschöpfungskette so verlängern, dass die Risikokapitalgeber wieder investieren.“ Selbst neue Höchststände bei Entwicklungen und Patenten werden nicht helfen, wenn die Visionen und der Mut für kommerzielle Umsetzungen fehlen.

„Heute existiert in Deutschland ein ausgesprochenes Negativ-Klima für neue Geschäftskonzepte. Wagniskapital fehlt grundsätzlich auf dem deutschen Markt und die Banken finanzieren nur eigenkapitalstarke Unternehmen, die in bekannte und somit berechenbare Geschäftskonzepte investieren. Komme ich aber als Unternehmer mit der Idee für neue Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, werde ich nicht finanziert“, moniert Michael Sander, Geschäftsführer der TCP Terra Consulting Partners GmbH http://www.terraconsult.de in Lindau.

Es müsse nicht nur ein Innovationsklima entstehen, sondern auch ein Investitionsklima, so Sander. Der Staat könne dafür aber nur die Voraussetzungen schaffen. Dass in Deutschland im Grunde die Innovationsbranchen im Zuge des Niedergangs des Neuen Marktes weggebrochen seien, so Sander, sei aber auch auf eine verfehlte Wirtschaftspolitik zurückzuführen. Sich auf die DAX-Schwergewichte zu stützen, zementiere zwar den Status Quo, aber dieses Sicherheitsdenken würde auch die Chancen einfrieren. „Wir brauchen nicht nur ein Innovationsklima, sondern auch ein Investitionsklima, besonders für Firmenneugründungen“, fordert Sander. Die Wirtschaft müsse Chancen sehen können, damit sie bereit sei, Risiken einzugehen.

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Gunnar Sohn NeueNachricht, ne-na

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