Mehr Sicherheit im Radverkehr: Internationale Experten tagen in der MHH

Es gibt immer mehr Radfahrer auf den Straßen, gleichzeitig wird der Radverkehr durch neue technische Entwicklungen immer schneller – steigen auch die Unfallzahlen?

Zum vierten Mal treffen sich internationale Experten aus Unfallforschung, Medizin und Technik sowie aus Institutionen und Verbänden zur Internationalen Konferenz für Sicherheit im Radverkehr (International Cycling Safety Conference, ICSC) um dieser und vielen anderen Fragen nachzugehen. Gastgeber ist in diesem Jahr Professor Dietmar Otte als Leiter der Verkehrsunfallforschung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Professor Otte wies darauf hin, dass derzeit 80 Millionen Fahrräder in Deutschland geschätzt werden und die Zahl weiter zunehmen wird. „Damit ist zu erwarten, dass auch die Zahl der getöteten Radfahrer steigen wird, wenn nicht Maßnahmen zur Sicherheitserhöhung gestartet werden“, sagt der Experte.

In Deutschland starben im vergangenen Jahr 396 Radfahrer bei Unfällen, das sind zwölf Prozent mehr als 2013. Hinzu kommen 77.000 Radfahrer, die 2014 bei Unfällen verletzt wurden.

Die Unfallforschung an der MHH arbeitet derzeit an der Analyse und Sicherheitskonzepten mit und hat die Konferenz mit über 100 Teilnehmern aus 26 Ländern ausgerichtet. Diskutierte Kernthemen sind unter anderem die Unfallursachenforschung, Unfallprävention, menschliches Verhalten, Sicherheitssysteme sowie Verkehrserziehung, Verkehrsinfrastruktur.

Auch dem Radhelm wurde eine besondere Session gewidmet. „Der Radhelm zeigt eine hohe Schutzwirkung gegen schwere Kopfverletzungen, das Risiko für schwere Schädel-Hirn-Verletzungen wird um 80 Prozent gesenkt“, betont Professor Otte. „Besonders hohe Schutzwirkung hat ein Helm für ältere Radfahrer, denen wir Unfallforscher das Tragen eines Helmes besonders empfehlen.“

Die zweitägige Veranstaltung, die heute endet, bietet ein Forum, um aktuelle Fragestellungen, Ergebnisse aktueller Forschungen sowie Lösungsansätze zu präsentieren und diskutieren. Der Deutsche Verkehrsicherheitsrat Bonn (DVR) will, dass die Zahl der Verkehrsunfalltoten im Land gegen Null geht (Vision Zero).

Da unter demografischem Wechsel in der Bevölkerung immer mehr ältere Radfahrer vorhanden seien, bedürfte es einer Fokussierung zukünftiger Maßnahmen besonders der Infrastruktur, betont DVR-Hauptgeschäftsführer Christian Kellner. Der DVR hält eine Verbesserung der Linienführung für Radfahrer und des Radfahrwegenetzes für erforderlich.

Auch erste Entwicklungen für intelligente Zweiräder wurden vorgestellt, etwa von Stefanie de Hair, TNO Netherland. Radfahrer sind, wenn sie auf der Straße mitfahren, sehr gefährdet, da Radfahrer nicht permanent den nachfolgenden Verkehr im Blick haben können. Die Lösung wäre ein Rückschau-Assistent, sowie eine nach vorn gerichtete „Objekterkennung“.

Dabei kann eine Vibration des Sattels oder des Lenkers den Radfahrer rechtzeitig warnen und eine Kollision vermieden werden. „Derartige Systeme bei Fahrrädern sind Folgeentwicklungen, wie man sie bei Auto oder Lastwagen bereits findet“, betont Professor Otte, „sie dürften jedoch am leichtesten bei E-Bikes realisierbar sein.“ Langfristig werden solche Warnsysteme aber auch beim „normalen“ Fahrrad Einzug halten. Der Radhelm hat nach Auskunft von Otte ein besonders hohes Potenzial für die Unterbringung von Sensoren und intelligenter Technik zur Erhöhung der Fahrsicherheit.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dietmar Otte, Telefon (0511) 532-6410, otte.dietmar@mh-hannover.de.

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Stefan Zorn idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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