Einheit in der Vielfalt: Toleranz gegenüber „Anderen“

Deutschland liegt in Europa. Zu dieser – zugegeben wenig überraschenden – Erkenntnis gelangt nicht nur, wer auf die geografische Lage Deutschlands inmitten des europäischen Kontinents schaut. Auch mit Blick auf seine Bevölkerung ist Deutschland inzwischen ein europäisches Land. Fast jeder fünfte Einwohner hat einen Migrationshintergrund, wobei die Wurzeln der meisten Zuwanderer im europäischen Ausland liegen: der Türkei, in Russland, Polen oder den Balkanstaaten.

„Vielfalt in ethnischer, religiöser und kultureller Hinsicht kennzeichnet heute die Lebenswirklichkeit der meisten Deutschen“, sagt Prof. Dr. Andreas Beelmann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Allerdings, so der Psychologe weiter, entzünden sich an dieser Vielfalt im Alltag nur allzu oft Konflikte. „Wohl jeder kennt Vorurteile gegenüber Zuwanderern, Beispiele für ihre Ausgrenzung oder gar offene Ausländerfeindlichkeit und gewaltsame Auseinandersetzungen.“

Was zu tun ist, um Problemen von Diskriminierung zu begegnen und gleichzeitig Chancen und Potenziale von Vielfalt zu nutzen, das wollen die Teilnehmer einer öffentlichen Podiumsdiskussion am kommenden Mittwoch (30. Juni) an der Universität Jena erörtern. Das hochkarätig besetzte Podium eröffnet die 12. internationale Konferenz der Forschergruppe „Diskriminierung und Toleranz in Intergruppenbeziehungen“ der Jenaer Universität. Die Diskussion mit dem Titel „Integration ohne Grenzen? Umgang mit Vielfalt und Andersartigkeit in einer multikulturellen Gesellschaft“ beginnt um 19 Uhr in den Rosensälen (Fürstengraben 27). Es diskutieren die Sozialpsychologin Prof. Dr. Amélie Mummendey (Uni Jena), der Soziologe Prof. Dr. Hartmut Esser (Uni Mannheim), Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, Grüne Integrationsbeauftragte der Stadt Frankfurt/M., die Rechtsanwältin und Buchautorin Gülºen Çelebi sowie Kamran Safiarian, Politikwissenschaftler und Journalist (ZDF). Es moderiert Carsten Schroeder vom Deutschlandfunk. Die Diskussion wird vom Deutschlandfunk aufgezeichnet und am 1. Juli um 20.10 Uhr in der Sendung „Studiozeit. Aus Kultur- und Sozialwissenschaften“ ausgestrahlt.

Ziel ist es, mithilfe wissenschaftlicher Forschungsergebnisse aus Psychologie und Sozialwissenschaften Bedingungen sowohl von Diskriminierung als auch von Toleranz zu identifizieren, diese Phänomene zu verstehen und Wege zu prüfen, das Zusammenleben von Angehörigen der unterschiedlichen Gruppen in unserer Gesellschaft für alle Beteiligten nicht nur erträglich sondern konstruktiv zu gestalten. Über 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 15 Ländern kommen zur Konferenz nach Jena. Sie präsentieren und diskutieren vom 30. Juni bis 2. Juli ihre Ergebnisse zum Thema „Discrimination and Tolerance in Intergroup Relations“ aus verschiedenen Blickwinkeln. „Das Spektrum reicht von der Sozialpsychologie, über die Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie bis hin zur Pädagogischen Psychologie und umfasst sowohl Grundlagen- als auch angewandte Forschung“, kündigt Prof. Dr. Amélie Mummendey an. Die Prorektorin der Uni Jena ist Sprecherin der seit 2002 an der Jenaer Universität eingerichteten Forschergruppe, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird.

Für das wissenschaftliche Tagungsprogramm haben sich international renommierte Referenten angemeldet, darunter Prof. Dr. John Dovidio (Yale University, USA), Prof. Dr. Klaus Fiedler (Universität Heidelberg) und Prof. Dr. Melanie Killen (University of Maryland, USA), die jeweils einen der Hauptvorträge halten werden.

Weiterführende Informationen zu den Referenten der Tagung sowie das ausführliche wissenschaftliche Programm sind zu finden unter: http://discrimination-tolerance.squarespace.com/

Kontakt:
Annette Wagner-Baier
DFG-Forschergruppe „Discrimination and Tolerance in Intergroup Relations“ Friedrich-Schiller-Universität Jena
Humboldtstraße 11
07743 Jena
Tel.: 03641 / 945070
E-Mail: annette.baier[at]uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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