Innovationsprozesse – was sie fördert oder behindert

Stiftung bewilligt 2,47 Millionen Euro für acht neue Vorhaben in ihrer
Initiative zu Innovationsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft

Lange schon vor der Ausrufung von 2004 als „Jahr der Innovation“ hat die VolkswagenStiftung mit einer eigenen Initiative diesem wichtigen Thema Aufmerksamkeit geschenkt. Seit der Einrichtung ihres Förderangebots „Innovationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft“ im Juni 2001 wurden bislang rund 2,75 Millionen Euro für 13 Forschungsvorhaben bewilligt. Jetzt hat die Stiftung acht neue Projekte in die Förderung genommen und stellt dafür 2,47 Millionen Euro zur Verfügung, darunter:

1.
492.000 Euro für das Vorhaben „Diffusion of Innovations in Energy Efficiency and in Climate Change Mitigation in the Public and Private Sector“ von Professorin Dr. Dorothea Jansen vom Lehrstuhl für Soziologie der Organisation, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, und Privatdozent Dr. Rainer Walz, Abteilung Umwelttechnik und Umweltökonomie, Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe;

2.
279.700 Euro für das Vorhaben „Sustainability Innovations in the Display Industry. Creating More Value with Less Environmental Impact by Means of Actors’ Cooperations in Innovation Processes of the Display Industry“ von Professor Dr. Rolf Kreibich vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung IZT, Berlin;

3.
320.700 Euro für das Vorhaben „Innovation, Global Production, and Work: Global Design Networks in the Semiconductor Industry and the Relocation of Science-based Work to China and East Asia“ von Professor Dr. Wilhelm Schumm und Privatdozent Dr. Boy Lüthje vom Institut für Sozialforschung an der Universität Frankfurt am Main – in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Dieter Ernst, East-West-Center, Honolulu/USA.

Ausführliche Informationen im Folgenden

Zu 1.: Innovationen im deutschen Energiesektor stehen im Mittelpunkt der Untersuchungen von Professorin Dr. Dorothea Jansen, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, und Privatdozent Dr. Rainer Walz vom Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung, Karlsruhe. Sie wollen analysieren, wie die Verbreitung von Energieeffizienz- und Klimaschutzinnovationen vor sich geht und welche Faktoren, Akteure und Mechanismen diese Prozesse fördern oder behindern. Besonderes Gewicht legen die Forscher bei ihrer Analyse auf den Vergleich von Innovationsstrategien und Innovationsverhalten bei etablierten öffentlichen und neuen privaten Anbietern am Markt – etwa am Beispiel von Stadtwerken. Im Einzelnen betrachten sie innovative Technologien wie Erneuerbare Energien, Brennstoffzellen und Kraft-Wärme-Kopplung sowie neue Formen der Dienstleistung im deutschen Energiesektor (wie das Contracting). Auf der Basis unterschiedlicher Theorieansätze der Soziologie und der Wirtschaftswissenschaften sollen jene Mechanismen modelliert werden, die sich auf Erfolg oder Misserfolg von Innovationen auswirken. Das Modell wird mit empirischen Befunden aus dem Projekt selbst und anhand von Sekundärdaten zu Fallstudien verschiedener europäischer Länder überprüft. Die Stiftung stellt für die Forschungsarbeiten 492.000 Euro bereit.

Kontakt Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer
Professorin Dr. Dorothea Jansen
Telefon: 0 62 32/6 54 – 359
E-Mail: jansen@dhv-speyer.de

Kontakt Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI
Privatdozent Dr. Rainer Walz
Telefon: 07 21/68 09 – 125
E-Mail: rainer.walz@isi.fhg.de

Zu 2.: Ein Forscherteam um Professor Dr. Rolf Kreibich vom IZT Berlin will die Einflussfaktoren, Erfolgsbedingungen und Restriktionen umweltschonender Innovationsprozesse in der Display-Industrie identifizieren und zudem untersuchen, wie sich durch das Zusammenwirken verschiedener Akteure Potenziale zur Umweltentlastung aktivieren lassen. Konkret geht es um vier Innovationsfelder der Displayproduktion: die Entwicklung globaler Netzwerke für das Recycling konventioneller Displays mit Kathodenstrahlbildröhren, die Entwicklung von Recyclingtechnologien und -infrastrukturen für Flachbildschirme, den Aufbau einer industriellen Produktionsbasis für neue umweltschonende Flachdisplays in Deutschland und Europa und viertens die Entwicklung nachhaltiger Nutzungssysteme für elektronisches Papier. Die beteiligten Wissenschaftler werden hierzu mit Schlüsselakteuren aus der Industrie zusammenarbeiten. Die zu untersuchenden „transnationalen Kooperationscluster“ liegen vor allem in Deutschland und Europa, den USA und Japan. Von der VolkswagenStiftung wird das Vorhaben mit 279.700 Euro gefördert.

Kontakt Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung IZT
Professor Dr. Rolf Kreibich
Telefon: 0 30/80 30 88 10
Fax: 0 30/80 30 88 88

Zu 3.: Mit grundlegenden Veränderungen in der Halbleiterindustrie und ihren Auswirkungen beschäftigen sich Wissenschaftler des Instituts für Sozialforschung an der Universität Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem East-West-Center in Honolulu, USA. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass die frühere Dominanz integrierter Formen der Produktion abgelöst wurde durch komplexe Netze fabrikloser Designhäuser oder auch extrem spezialisierte Lieferanten von Designbausteinen. Dies brachte nicht zuletzt eine Verlagerung wesentlicher Bereiche von Produktentwicklung und -design in Niedrigkostenstandorte mit sich, die derzeit vornehmlich in Ostasien liegen, insbesondere in China. Die Forscher wollen ermitteln, wie sich diese Veränderungen auf Organisation und Struktur der Arbeit von Ingenieuren auswirken. Hinsichtlich der Entwicklungschancen wichtiger Hightech-Standorte des „China Circle“ soll insbesondere untersucht werden, ob und in welchem Ausmaß standardisierte Routinearbeiten oder auch höherrangige Arbeitselemente, die strategischen Einfluss auf die Richtung von Innovationsprozessen haben, verlagert werden. Drei Ebenen dieser Prozesse sollen eingehend analysiert werden: die technologischen und organisatorischen Trends bei der Entwicklung neuer, „modularer“ Methoden des Chipdesigns; zweitens die Veränderungen in den transnationalen Design-Netzwerken führender Elektronik-Markenfirmen, von Chipunternehmen und deren Kontraktfertigern – sowie drittens die Einführung neuer Methoden des Chip-Designs und die daraus resultierenden Konsequenzen für Arbeitsorganisation und Qualifikationsentwicklung an den Niedrigkostenstandorten. Die VolkswagenStiftung fördert das Vorhaben mit 320.700 Euro.

Kontakt Universität Frankfurt/Main
Institut für Sozialforschung
Professor Dr. Wilhelm Schumm
Telefon: 0 69/75 61 83 – 15
E-Mail: schumm@soz.uni-frankfurt.de

Des Weiteren wurden bewilligt:

4.
300.000 Euro für das Vorhaben „Conflict Emergence and Conflict Management in Developing Innovations at the Interface of Science and Industry: An Interdisciplinary and Intercultural Approach“ von Professor Dr. Wolfgang Scholl, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II, Institut für Psychologie der Humboldt-Universität Berlin – in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Terry Shinn, CNRS Groupe d’Etude des Methodes de l’Analyse Sociologique an der Universität Paris, und Professor Dr. Rüdiger vom Bruch, Institut für Geschichtswissenschaften, Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte der Humboldt-Universität Berlin;

Kontakt
Professor Dr. Wolfgang Scholl
Telefon: 0 30/20 93 – 9330
E-Mail: wscholl@psychologie.hu-berlin.de

5.
250.000 Euro für das Projekt „Influences from Cultural Diverse Cross-national Teams on Innovation Processes“ von Professorin Dr. Ricarda Bouncken vom Lehrstuhl für Planung und Innovationsmanagement der Technischen Universität Cottbus;

Kontakt
Professorin Dr. Ricarda B. Bouncken
Telefon: 03 55/69 – 2967
E-Mail: bouncken@tu-cottbus.de

6.
343.00 Euro für das Vorhaben „2nd Order Innovations? An Actor-oriented Analysis of the Genesis of Knowledge and Institutions in Regional Innovation Systems (RIS)“ von Professor Dr. Frank Beckenbach vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Fachgebiet Umwelt- und Innovationsökonomik der Universität Kassel – in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Uwe Cantner vom Lehrstuhl für Mikroökonomik der Universität Jena und Professor Dr. Jean-Luc Gaffard vom Institut de Droit et d’Economie de la Firme et de l’Industrie, Valbonne, Frankreich;

Kontakt
Professor Dr. Frank Beckenbach
Telefon: 05 61/8 04 – 3883
E-Mail: beckenbach@wirtschaft.uni-kassel.de

7.
337.900 Euro für das Projekt „The Transfer of Knowledge and Innovation from the University to the Economy: Institutional Incentive Structures and (Bio)Scientists’ Work and Professional Orientation“ von Professor Dr. Martin Baethge und Dr. Constanze Kurz, Soziologisches Forschungsinstitut e.V. an der Universität Göttingen (SOFI) – in Zusammenarbeit mit Professorin Dr. Uschi Backes-Gellner und Dr. Petra Moog vom Institut für Strategie und Unternehmensökonomik der Universität Zürich;

Kontakt
Professor Dr. Martin Baethge
Telefon: 05 51/5 22 05 – 0
Fax: 05 51/5 22 05 – 88

8.
150.00 Euro für das Vorhaben „Innovationsrecht“ von Professor Dr. Wolfgang Hoffmann-Riem, Forschungsstelle Recht und Innovation der Uni Hamburg.

Kontakt
Professor Dr. Wolfgang Hoffmann-Riem
Telefon: 0 40/4 28 38 – 5416
E-Mail: ceri@jura.uni-hamburg.de

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Dr. Christian Jung idw

Weitere Informationen:

http://www.volkswagenstiftung.de

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