Studien zur Überlegenheit gezielter MRT Biopsie bei Prostatakrebs

Biopsien, d.h. Gewebeentnahmen, sind zur Diagnose des Prostatakrebses notwendig. Prostatakrebs steht in Deutschland an der Spitze der Krebsneuerkrankungen beim Mann. Im Fokus der Studien steht ein MRT-gestütztes Verfahren, das eine weit größere Zielgenauigkeit der Biopsien als im aktuellen Standardverfahren verspricht.

In den letzten Jahren mehren sich in der wissenschaftlichen Literatur die Hinweise, dass die so genannte Multiparameter-MRT Untersuchung aggressive Prostatatumoren besonders zuverlässig entdeckt. Weltweit besteht nur an wenigen Kliniken die technische Möglichkeit, direkt im MRT auffällige Prostataareale gezielt zu biopsieren. Ziel des ersten Studienprojektes ist der Vergleich der Biopsie unter Ultraschallsteuerung mit der gezielten Biopsie in der MRT bei Patienten mit erhöhtem PSA-Wert.

Diese Studie wird durch die Charlotte und Alfred Pierburg-Stiftung finanziert. Das zweite Studienprojekt untersucht die Genauigkeit der MRT-gesteuerten Prostatabiopsie im Vergleich zu einer ultraschall-unterstützten Biopsie nach einer Zusammenführung der Bilder von Ultraschall- und MRT. Patienten mit erhöhtem PSA-Wert, aber negativer erster Ultraschallbiopsie, werden an dieser Studie teilnehmen. Diese Studie wird durch die Karlheinz-Wolfgang-Stiftung für Bildung und Gesundheit aus Düsseldorf finanziert.

Anders als der Ultraschall, der bislang zur räumlichen Orientierung während der Gewebeentnahme eingesetzt wird, kann die MRT-gestützte Variante Tumoren exakt lokalisieren. Das derzeitige ultraschallbasierte Verfahren, Standard der Prostatakrebsdiagnostik gemäß der deutschen Leitlinie zum Prostatakarzinom, ist mit vielen Nachteilen behaftet: Zum einen besteht die Gefahr der Überdiagnose von Tumoren, die keine Gefährdung darstellen, zum anderen verfehlt die Biopsienadel aufgrund der fehlenden Zielgenauigkeit durch Ultraschallkontrolle manchmal Tumorgewebe. Folge sind wiederholte Biopsien, wenn der Marker „PSA-Wert“ erhöht bleibt. Im schlimmsten Fall bleibt ein Tumor unentdeckt.

Warum wird das möglicherweise überlegene Verfahren bislang nicht eingesetzt? Eine Untersuchung oder Therapie kann sich in der klinischen Praxis erst durchsetzen und Eingang in Behandlungsleitlinien finden, wenn es fundierte Studien gibt, die im direkten Vergleich eine Überlegenheit zum bisherigen Vorgehen zeigen. Diese Studien in aussagefähiger Größenordnung fehlen zurzeit. Die nun im Universitätsklinikum Düsseldorf geplanten wissenschaftlichen Untersuchungen werden das herkömmliche Verfahren, ein Kombinationsverfahren und das MRT-gestützte Verfahren vergleichen. Sie wären, so die Verantwortlichen, in Deutschland die ersten Studien mit diesem Ansatz. Insgesamt sollten rund 680 Probanden an den auf zwei Jahre angelegten Studien teilnehmen.

Kontakt: Prof. Dr. Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie, Tel.: 0211 / 81-18110, Prof. Dr. Gerald Antoch, Direktor des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie, Tel.: 0211 / 81-17752

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Susanne Dopheide idw

Weitere Informationen:

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