Lawinengefahr: Wissen macht leichtsinnig

Lawinenkurse schützen Schifahrer nicht, sondern bringen sie sogar in ein noch höheres Risiko, selbst Opfer einer Lawine zu werden. Das hat eine Studie an der Universität Calgary an 447 Skifahrern gezeigt.

35 unter ihnen waren bereits ein- oder mehrmals in eine Lawine geraten. Sie wurden als „Männer im Alter zwischen 25 und 29 Jahren“ beschrieben, verfügten mehrheitlich über einen Studienabschluss und verdienten überdurchschnittlich viel. Von einer Frau begleitet zu werden, verringerte anscheinend ihr Lawinenrisiko, nicht jedoch die Absolvierung eines Lawinentrainings.

„Ein Lawinentraining oder eine entsprechende Ausrüstung ist wie eine Schwimmweste im Meer: Man fühlt sich viel sicherer, doch die Gefahr besteht weiterhin“, sagt Hansjürg Etter vom Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos, im pressetext-Interview. Die Gefahr sei vielen Tourengehern oder Tiefschneefahrern nicht bewusst, obwohl sie entsprechende Warnungen von mehreren Seiten erhielten.

„Viele wollen die Gefahr nicht wahrhaben, denn es schmälert ihre Freude“, so Etter. Gegenseitiger Ansporn erhöhe die Risikobereitschaft, dabei seien jedoch heute junge Skifahrer abseits der gesicherten Piste sehr gut ausgerüstet. „Helm, Rucksack, Lawinenschaufel und das Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) gehören bereits zur Basisausrüstung, viele haben auch eine Lawinensonde mit. Das mitzuführen, signalisiert den anderen, zum harten Kern zu gehören“, erklärt der Lawinenexperte.

Etters Nachzählungen unter den Schweizer Lawinenopfern der letzten 20 Jahre bestätigen die Ergebnisse aus Kanada: „Auch in der Schweiz sind vier von fünf Lawinenopfern Männer. Jeder dritte ist zwischen 20 und 30 Jahren alt, jeder vierte zwischen 30 und 40.“ Auffallend ist, dass viele der tödlichen Lawinenunfälle bei der Gefahrenstufe „mäßige“ bzw. „erhebliche Lawinengefahr“ passieren. Als das Problem dahinter sieht Etter die nur schwer mögliche richtige Abschätzung des Lawinenrisikos.

„Lawinengefahr ist oft versteckt. Laien erkennen sie oft erst durch Risse in der Schneedecke oder durch den Abgang von Lawinen.“ Lawinenwarnungen und -berichte seien somit eine wichtige Bezugsquelle, der man unbedingt Folge leisten sollte. „Abseits der Pisten trägt jeder die eigene Verantwortung“, betont Etter. Die Gesamtzahl der Todesopfer in Lawinen ist in der Schweiz jedoch gleichbleibend niedrig. „Angesichts des stark zugenommenen Wintersports spricht das für die Ausbildung, Vernunft und angebotene Information der Warndienste“, so Etter abschließend.

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Johannes Pernsteiner pressetext.schweiz

Weitere Informationen:

http://www.ucalgary.ca http://www.slf.ch

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