Kinderlosigkeit bei Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen wird weiter steigen.

Im Vergleich zu Ländern wie Frankreich oder Schweden – so fand das Team um Prof. Sigrid Metz-Göckel heraus – ist die Geburtenrate bei Personen mit einer Hochschulbildung in Deutschland sehr niedrig, dies betrifft in ganz besonderem Maße Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an nordrhein-westfälischen Hochschulen. Und das betrifft nicht nur die Frauen, sondern auch Männer haben zunehmend keine Kinder. Wegen der oftmals schwierigen Beschäftigungsverhältnisse – befristete Verträge oder Teilzeit – im wissenschaftlichen Mittelbau rechnet das Team mit einer weiteren Zunahme der Kinderlosigkeit. Die Daten wurden ermittelt auf der Basis von etwa 85.000 Beschäftigten aus acht Bundesländern.

Im Unterschied zu anderen Erhebungsverfahren wie des Sozioökonomischen Panels (SOEP) und des Mikrozensus stützt das Forscherteam seine Ergebnisse nicht auf Stichproben, sondern auf eine Vollerhebung. Möglich gemacht hat dies eine einmalige Kooperation mit den Landesämtern für Besoldung und Versorgung der acht ausgewählten Bundesländer. Dem Projekt wurden die anonymisierten Personal- und Kinderdaten des wissenschaftlichen Personals für 2006 (sowie ältere Vergleichsjahre) für eine Analyse bereitgestellt. Dieser Zugang war aufgrund der föderalistischen Struktur in den Ländern aufwändig und langwierig, da auf die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorgaben geachtet werden musste. Mittlerweile liegen dem Forschungsteam alle Personaldaten vor, und zwar des gesamten wissenschaftlichen Personals der Universitäten und Fachhochschulen der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen, differenziert nach Status und Geschlecht. Damit können erstmalig äußerst präzise Zahlen über Eltern und Kinderlose an den Hochschulen vorgelegt werden.

Wie hoch ist die tatsächliche Kinderlosigkeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an bundesdeutschen Hochschulen? Welche Unterschiede zeichnen sich ab zwischen den Geschlechtern, den Statusgruppen, den Hochschultypen und Altersgruppen? Im Mittelpunkt der Analyse stehen die Zusammenhänge zwischen Beschäftigung (Umfang und Dauer), Hochschultyp (Universität oder Fachhochschule), Statusgruppe (wissenschaftlicher Mittelbau oder Professor/innen), Geschlecht, Alter und Kinderlosigkeit bzw. Anzahl der Kinder. Da Datensätze aus unterschiedlichen Jahren herangezogen werden, können auch Entwicklungsverläufe aufgezeigt werden. Die präzise Ermittlung der Kinder und ihre Zuordnung zu Eltern bestimmter Berufsgruppen ist – kaum zu glauben – für die demografische Forschung in Deutschland ein großes Problem. Die amtliche Hochschulpersonalstatistik enthält bisher keine Daten zu den Kindern, diese fallen lediglich bei den Landesämtern für Besoldung an. Da mit der Tarifumstellung die Kinder nicht mehr erfasst, wird es künftig umso schwieriger, präzise Angaben Für politische Intentionen und Interventionen zugunsten familienfreundlicher Hochschulen stellt die unzureichende Datenlage zu den Eltern eine merkwürdige Schieflage dar, so Sigrid Metz-Göckel.

Die Untersuchung „Wissen- oder Elternschaft? Kinderlosigkeit und Beschäftigungsbedingungen an Hochschulen in Deutschland“ wird unter der Leitung von Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel am Hochschuldidaktischen Zentrum durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie dem europäischen Sozialfonds (ESF) im Programm 'Frauen an die Spitze' mit einer Laufzeit bis November 2009 finanziert. Das Projekt knüpft an Ergebnisse aus der Studie „Junge Elternschaft und Wissenschaftskarriere“ an, das im HWP-Programm von Nordrhein-Westfalen und der Universität Dortmund gefördert wurde und sich auf die Universitäten in Nordrhein-Westfalen beschränkt hat.

Kontakt:
Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel
E-Mail: sigrid.metz-goeckel@tu-dortmund.de

Media Contact

Ole Lünnemann, idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-dortmund.de/

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