Bluttest stellt Depression fest

Ob ein Mensch an Depression leidet oder nicht, könnte die Medizin schon bald auch per Bluttest feststellen. Forscher der Harvard Medical School berichten in der Zeitschrift „Molecular Psychiatry“, dass sich die Erkrankung auch über bestimmte Biomarker diagnostizieren lässt, und zwar mit hoher Präzision. Bestätigt sich das Ergebnis der Pilotstudie in weiteren Forschungen, könnte dies das Bild der Depression gehörig verändern.

Blutentnahme statt Couch

Die Wissenschaftler um George Papakostas untersuchten 36 Erwachsene mit starker Depression sowie 43 Gesunde als Kontrollgruppe. Sie überprüften deren Blutproben auf neun verschiedene Biomarker, die man bisher mit Depressionssymptomen in Verbindung bringt, darunter das Entzündungshemmer-Protein Alpha-1-Antitrypsin, der für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von Neuronen zuständige Wachstumsfaktor BDNF, das Stresshormon Cortisol oder andere Hormone wie Prolaktin und Resistin.

Ziel der Studie war zu zeigen, ob eine objektive Bestimmung von Depression die Diagnose-Genauigkeit verbessert. Dies trifft laut den Forschern zu, konnte doch bei 33 der 36 Patienten die Depression festgestellt werden. Ein weiterer Replikationsversuch mit 31 Diagnostizierten von 34 Patienten zeigte eine ähnliche Treffsicherheit.

„Patienten erkennen ihre Krankheit somit vielleicht eher als behandelbare Krankheit statt sie nur mit Selbstzweifel und Stigma in Verbindung zu bringen“, beschreibt Studien-Koautor John Bilello mögliche Vorteile des Ersatzes der psychologischen Diagnose durch biologische Techniken.

Kippstuhl-Diagnose

Geht es nur um die Geschwindigkeit, gibt es jedoch auch andere Formen der Diagnose. Australische Forscher haben eine Technik patentiert, die in einer Stunde mittels eines Kippstuhls und Ohrelektroden Depression, Schizophrenie und andere Krankheiten erkennen soll. Grundlage ist die Messung von Gehirnmustern des Gleichgewichtssystems, das wiederum eng mit Emotionen verbunden ist (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20091016005 ). Durchgesetzt hat sich die Technik allerdings bisher kaum.

Abstract zur Studie unter http://www.nature.com/mp/journal/vaop/ncurrent/full/mp2011166a.html

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://hms.harvard.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer