Kind und Karriere: Deutschland ist Schlusslicht

Nach der Geburt eines Kindes reduzieren Frauen in Deutschland ihre Arbeitszeit stärker und über einen längeren Zeitraum als Mütter in Schweden, Frankreich und Italien. Das zeigt eine vergleichende Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Bis zur Einschulung des Kindes arbeiten Mütter in Deutschland im Schnitt acht Stunden weniger pro Woche als vor der Geburt. Dagegen sind Mütter in Frankreich und Schweden in ähnlichem Umfang wie vor der Geburt berufstätig. Auch in Italien verringern Mütter ihre Arbeitszeit im Schnitt nur um eine Stunde pro Woche. Über den Vier-Ländervergleich wird im Juni-Heft der WZB-Mitteilungen berichtet.

Für die vergleichsweise geringe Erwerbstätigkeit von Müttern in Deutschland sehen die Forscher drei Ursachen.

Erstens: Es gibt in Deutschland kein flexibles und qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot für unter Dreijährige wie in Schweden und Frankreich.

Zweitens: Die Familiennetzwerke sind nicht so eng wie in Italien. Dort kümmern sich 13 Prozent aller Großmütter täglich um ihre Enkel, in Deutschland sind es nur drei Prozent. Weil in Deutsch¬land die Generationen räumlich weiter auseinander leben als in Italien, stellen Großeltern in der Regel keine Alternative zu einer regelmäßigen Betreuung durch Mütter oder Kindertagesstätten dar.

Drittens: Insbesondere in den alten Bundesländern entscheiden sich Mütter oft gegen eine Erwerbstätigkeit. Vor allem Mütter, die verheiratet sind, deren Partner eine höhere Bildung und ein höheres Einkommen haben, sind seltener berufstätig (40 Prozent) als andere Mütter (60 Prozent).

Die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland zeigt sich auch an einem anderen Befund: In Deutschland gibt es die wenigsten Doppelverdiener-Haushalte. Zudem verringert sich hier mit jedem Kind die Wahrscheinlichkeit am stärksten, dass beide Eltern in Vollzeit arbeiten. Den höchsten Anteil an Doppelverdiener-Haushalten gibt es in Schweden. Hier sind außerdem Partner mit Kindern fast genauso häufig erwerbstätig wie Partner ohne Kinder.

Zur Kurzfassung der Studie in den WZB-Mitteilungen: http://www.wzb.eu/publikation/pdf/wm116/8-11.pdf

Pressekontakt:

Agnes Blome, Abteilung „Ungleichheit und soziale Integration“, Tel.: 030/25491-389, E-mail: blome@wzb.eu

Wolfgang Keck, Abteilung „Ungleichheit und soziale Integration“, Tel.: 030/25491-377, E-mail: keck@wzb.eu

Claudia Roth, Referat Information und Kommunikation, Tel.: 030/25491-510;
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Dr. Paul Stoop idw

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