105-tägige Marsflug-Simulation erfolgreich

Mit Erfolg endet heute ein Experiment, das psychologische Aspekte der Isolation von Astronauten bei zukünftigen Flügen zum Mars untersucht.

Um 14 Uhr Moskauer Ortszeit verlassen heute, Dienstag, drei Russen, zwei Franzosen und ein Deutscher die vier Container auf dem Gelände des Instituts für biomedizinische Probleme in Moskau, in der sie 105 Tage lang auf engsten Raum verbracht haben.

Die Versuchspersonen durchliefen dabei kognitive und medizinische Tests, zahlreiche Fragebögen zur psychologischen Verfassung und Notfallübungen. Das Experiment lief im Rahmen des ESA-Projekts „Mars 500“ und soll weitere Experimente mit längerer Isolation vorbereiten.

„Das Experiment verlief erfolgreich, denn es kam zu keinen nennenswerten Konflikten“, berichtet Elena Feichtinger, stellvertretende Projektleiterin für „Mars 500“ und Koordinatorin der Kontrolleinheit der Mission, gegenüber pressetext. Schwierig sei für die Crewmitglieder besonders die Monotonie gewesen, besonders in der Mitte der Projektszeit.

„Hier war die psychologische Unterstützung wichtig. Das deutsche Crewmitglied Oliver Knickel wollte etwa die Süddeutsche Zeitung lesen, manchmal sandten wir auch kurze Fernsehnachrichten. Besonders wichtig war jedoch für alle der Kontakt mit Eltern und Freunden.“ Feichtinger sammelte entsprechende E-Mails und Telefonanrufe und sandte sie an die simulierte Raumfähre, wo sie erst mit 20-minütiger Verspätung eintrafen, was den Kommunikationsbedingungen einer Marsreise entspricht. „Für eine Antwort muss man somit 40 Minuten warten“, verdeutlicht die Projektleiterin.

Das Hauptinteresse des Projekts lag in der Kommunikation des Teams untereinander. Dieser Aspekt des Marsflugs sei neben dem technischen und gesundheitlichen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090130002/) der wichtigste, betont Feichtinger. „Astronauten sind immer sehr starke Persönlichkeiten und ein derart intensiver Kontakt von sechs Astronauten kann enorme Probleme bringen. Wir erwarten uns aus den Ergebnissen Hinweise für die Auswahl und Vorbereitung der Crew, damit dessen Mitglieder eines Tages auch wieder gesund vom Mars zurückkommen und sich nicht etwa auf der Reise gegenseitig umbringen.“ Die soziale Kommunikation sei dank entsprechender Vorbereitung jedoch geglückt – auch in sprachlicher Hinsicht. „Die gemeinsame Sprache war russisch und es ist erstaunlich, welche Sprachfortschritte die nicht-russischen Mitglieder innerhalb dieser Zeit machten.“

Das heute beendete Projekt wird nun detailliert ausgewertet, erste Ergebnisse erwartet man bereits in zwei Wochen. „Wir wollen daraus Hinweise erhalten, was bei einem längeren Simulationsprojekt besser gemacht werden kann“, so die russische Projektleiterin. Ein 520-tägiges Nachfolgeprojekt soll 2010 gestartet werden.

Youtube-Video zum Experiment: http://www.youtube.com/watch?v=SM6ofiuC3TI

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

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