Methode zur Therapie von Bewegungsstörungen am Knappschaftskrankenhaus
Eine Verlangsamung der Bewegungsabläufe, eine erhöhte Muskelsteifheit und unkontrollierbares Zittern: Schätzungen der Deutschen Parkinson Vereinigung zufolge leiden bundesweit rund 300.000 Menschen unter einem Morbus Parkinson, einer Erkrankung des Nervensystems.
Eine von davon ist die 50-jährige Dagmar Bürger, die nun als erste Patientin seit 2008 wieder mit der Tiefen Hirnstimulation am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum behandelt wurde. Bereits vier Tage nach der Operation geht es ihr spürbar besser:
Sie kann aus dem Bett aufstehen, gehen ohne dass ihre Bewegungen einfrieren und ihre Handschrift ist auch wieder fast wie früher. "Ich habe mir nicht vorstellen können, dass man mit diesem Eingriff solche Erfolge erzielen kann", sagt sie erleichtert.
Bei der Tiefen Hirnstimulation werden feine Elektroden in einer mehrstündigen Operation in das Gehirn eingesetzt. Diese übertragen in der Folge dauerhaft elektrische Impulse in bestimmte Regionen des Gehirns und bringen die Funktion von erkrankten Hirnstrukturen wieder ins Gleichgewicht.
Um die Elektroden implantieren zu können, wird der Kopf während der OP mit einem Rahmen fixiert, damit er sich nicht bewegt, und dann lokal betäubt. Der Patient ist während des Eingriffs bei Bewusstsein und kann sich mit dem Ärzteteam unterhalten.
Das ist wichtig, damit der Patient während der OP präzise untersucht werden kann. Nur so können die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen der Stimulation überprüft und ein optimales Behandlungsergebnis erzielt werden. Nach der Implantation der Elektroden wird unter Vollnarkose ein Schrittmacher unter dem Schlüsselbein eingebracht.
Mittels eines unter der Haut und hinter dem Ohr verlaufenden Kabels wird die Verbindung zu der Hirnelektrode geschaffen. In den Tagen nach dem Eingriff erfolgt die Feinjustierung des so genannten "Hirnschrittmachers". Fortan gibt er dauerhaft eine individuell eingestellte Menge elektrischer Impulse ab, um die "im falschen Takt" arbeitenden Hirnareale zu synchronisieren.
"Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass dabei keine dauerhaften Schäden an Gehirnstrukturen verursacht werden und die Wirkung der Stimulation auch im späteren Krankheitsverlauf individuell angepasst werden kann", erklärt Dr. Yaroslav Parpaley, Funktionsoberarzt in der Neurochirurgischen Klinik am Knappschaftskrankenhaus.
Auch wenn die Tiefe Hirnstimulation keinen Einfluss auf den natürlichen Verlauf der Parkinson-Erkrankung hat, so sind die Symptome in den meisten Fällen dank des Hirnschrittmachers besser beherrschbar und es reicht die Verabreichung eines Bruchteils des vorher eingenommenen Medikamentes aus. In internationalen Studien sind die Verbesserung der Beweglichkeit und die Steigerung der Lebensqualität von Parkinson-Patienten über einen längeren Zeitraum bewiesen.
Zur Durchführung dieses Eingriffs konnte im Oktober des letzten Jahres mit Dr. Yaroslav Parpaley ein Experte für Stereotaxie und Neuromodulation gewonnen werden, der seitdem das Verfahren der Tiefen Hirnstimulation in enger Zusammenarbeit mit Priv.-Doz. Dr. Sabine Skodda, Leitende Oberärztin der Neurologischen Klinik, wieder in Bochum als effektive Therapie von Bewegungsstörungen etabliert hat.
Eine solche Art der integrierten Versorgung der Patienten durch spezialisierte Neurochirurgen und Neurologen innerhalb eines Hauses wird im Ruhrgebiet derzeit nicht angeboten. Viele Wege von Abteilung zu Abteilung bleiben dem Betroffenen so erspart. "Wir setzen auf eine nahtlos ineinandergreifende Betreuung und vor allem auf Qualität", erklärt Dr. Parpaley.
Denn die Behandlung ist nicht mit der Operation abgeschlossen, sondern mit umfassender neurologischer und neurochirurgischer Vor- und auch Nachsorge verbunden. Dazu gehören beispielsweise die regelmäßige Stimulationsanpassung und die medikamentöse Optimierung. Um eine patientenorientierte Betreuung gewährleisten zu können, plant das Expertenteam am Knappschaftskrankenhaus künftig zehn bis 20 Patienten jährlich mit der Tiefen Hirnstimulation zu behandeln.
Weitere Informationen: Dr. Yaroslav Parpaley, 0234 / 299-80265.
Download der Pressemitteilung als PDF:
http://www.kk-bochum.de/Inhalt/Aktuelles/Presse-_und_Oeffentlichkeitsarbeit/_
Dateien_2014/03_18_Tiefe_Hirnstimulation.pdf
Bianca Braunschweig M.A.
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fon: +49 (0)234 / 299-84033
Fax: +49 (0)234 / 299-4089
Mail: bianca.braunschweig@kk-bochum.de
Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum GmbH
In der Schornau 23-25
D-44892 Bochum
Direkt-Link: www.kk-bochum.de/Inhalt/Aktuelles/Presse-_und_Oeffentlichkeitsarbeit/index.asp
Bianca Braunschweig | KK Bochum
Weitere Berichte zu: > Behandlung > Elektroden > Hirnstimulation > Hirnstrukturen > Inhalt > Knappschaftskrankenhaus > OP > Operation > Parkinson > Stimulation > Tiefe > Öffentlichkeitsarbeit
Deutschlandweit erstes Gerät für hoch fokussierten Ultraschall bei Tremor und Parkinson
11.04.2018 | Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Nuklearmedizinische Herzuntersuchungen – Neue Techniken, größere Präzision
09.04.2018 | Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V.
Ein computergestütztes Netzwerk zeigt, wie die Ionenkanäle in der Membran von Nervenzellen so verschiedenartige Fähigkeiten wie Kurzzeitgedächtnis und Hirnwellen steuern können
Nervenzellen, die auch dann aktiv sind, wenn der auslösende Reiz verstummt ist, sind die Grundlage für ein Kurzzeitgedächtnis. Durch rhythmisch aktive...
Von einer einzigen Stammzelle zur Vielzahl hochdifferenzierter Körperzellen: Den vollständigen Stammbaum eines ausgewachsenen Organismus haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Berlin und München in „Science“ publiziert. Entscheidend war der kombinierte Einsatz von RNA- und computerbasierten Technologien.
Wie werden aus einheitlichen Stammzellen komplexe Körperzellen mit sehr unterschiedlichen Funktionen? Die Differenzierung von Stammzellen in verschiedenste...
University of Connecticut researchers have created a biodegradable composite made of silk fibers that can be used to repair broken load-bearing bones without the complications sometimes presented by other materials.
Repairing major load-bearing bones such as those in the leg can be a long and uncomfortable process.
Polymer-Leuchtdioden (PLEDs) sind attraktiv für den Einsatz in großflächigen Displays und Lichtpanelen, aber ihre begrenzte Stabilität verhindert die Kommerzialisierung. Wissenschaftler aus dem Max-Planck-Institut für Polymerforschung (MPIP) in Mainz haben jetzt die Ursachen der Instabilität aufgedeckt.
Bildschirme und Smartphones, die gerollt und hochgeklappt werden können, sind Anwendungen, die in Zukunft durch die Entwicklung von polymerbasierten...
Study published in the journal ACS Applied Materials & Interfaces is the outcome of an international effort that included teams from Dresden and Berlin in Germany, and the US.
Scientists at the Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) together with colleagues from the Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) and the University of Virginia...
Anzeige
Anzeige
Internationale Konferenz zur Digitalisierung
19.04.2018 | Veranstaltungen
124. Internistenkongress in Mannheim: Internisten rücken Altersmedizin in den Fokus
19.04.2018 | Veranstaltungen
DFG unterstützt Kongresse und Tagungen - Juni 2018
17.04.2018 | Veranstaltungen
Grösster Elektrolaster der Welt nimmt Arbeit auf
20.04.2018 | Interdisziplinäre Forschung
Bilder magnetischer Strukturen auf der Nano-Skala
20.04.2018 | Physik Astronomie
Kieler Forschende entschlüsseln neuen Baustein in der Entwicklung des globalen Klimas
20.04.2018 | Geowissenschaften