Kampfansage an den Speck: Forschungsprojekt untersucht Ursachen von Fettsucht
Schätzungsweise zehn bis 18 Prozent der Kinder in Deutschland leiden an Übergewicht, bei etwa vier bis acht Prozent liegt die extreme Form einer Adipositas (Fettsucht) vor – mit erheblichen Folgen für die Gesundheit der Kinder, aber auch für die Budgets der Sozialkassen.
Vor diesem Hintergrund untersucht ein Forschungsprojekt unter der Leitung des „Interdisziplinären Forschungsschwerpunkts für Risiko und Nachhaltige Technikentwicklung“ (ZIRN) der Universität Stuttgart die Ursachen der Entstehung von Fettleibigkeit bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das bis Ende 2008 laufende Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 600 000 Euro gefördert.
Auf den ersten Blick scheint die Sache ganz einfach zu sein: Hat jemand zu viel Speck auf den Rippen, dann isst er zu viel und bewegt sich zu wenig. Doch so simpel ist es nicht, und die Wissenschaft hat die Gründe für Fettsucht noch längst nicht verstanden. Einige Dinge sind schon bekannt: Fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Lebensstil und Sozialverhalten spielen eine große Rolle bei der Gewichtszunahme. So werden Kinder eher dick, wenn sie die Mahlzeiten unregelmäßig einnehmen. Sie essen dann meist mehr Fast Food und naschen zwischendurch. Besonders häufig sind Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien übergewichtig. Das liegt nach den Erkenntnissen der Forschung auch daran, dass sich in diesen Bevölkerungsgruppen die Eltern nicht so sehr am Dicksein ihrer Kinder stören und im Gegenteil Körperfülle eher mit Stärke assoziieren.
Abweichend von bisherigen Studien verfolgt das Forschungsprojekt dabei eine interdisziplinäre Strategie. Um eine möglichst umfassende Diagnose zu bekommen, haben sich Gesellschafts- und Geisteswissenschaftler, Physiologen, Ernährungswissenschaftler, Humanökologen, Epidemiologen, Ökonomen und Risikoforscher zusammengetan. Das Projekt zielt auf eine theoretisch fundierte, empirische Modellierung des Problems unter Berücksichtigung von individuellen, sozialen und ökologischen Faktoren. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen anschließend genutzt werden, um die Fettsucht effektiver als bisher zu bekämpfen. Dazu wird das Forschungsteam mit Partnern aus der Praxis zusammenkommen, darunter Nahrungsmittelhersteller, Verbraucherverbände, Krankenkassen und Schulen.
Weitere Informationen:
Institut für Sozialwissenschaften V,
Abteilung Technik- und Umweltsoziologie,
Prof. Ortwin Renn,
Dr. Michael M. Zwick,
Jürgen Deuschle, M.A.,
Tel. 0711/121 4295,
e-mail: ortwin.renn@soz.uni-stuttgart.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-stuttgart.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit
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