Neue Therapieverfahren für Neurodermitis-Patienten

Hautärzte setzten Biologicals und topische Immunmodulatoren als neue Waffen ein


Neue Ergebnissen aus dem Bereich der Hautforschung werden derzeit bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Dermophazie in Wien vorgestellt. Die Themenpalette umfasst die Entwicklung neuer Wirkstoffe, Maßnahmen zur Qualitätssicherung und neue Strategien zur Behandlung chronischer Hautleiden wie Neurodermitis oder Schuppenflechte. „Von besonderem Interesse sind vor allem die innovativen Therapieverfahren zur Linderung chronischer Hauterkrankungen“, erklärte Werner Aberer von der Universitätshautklinik Graz, der gemeinsam mit Claudia Valenta vom Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Universität Wien die wissenschaftliche Tagungsleitung inne hat. „Mit den so genannten topischen Immunmodulatoren und den Biologicals stehen seit kurzem innovative, hochwirksame und gleichzeitig sichere Medika-mente zur Verfügung“, erklärte Aberer.

Eine bessere Behandlungschance für alle unter Neurodermitis leidenden Patienten versprechen so genannte topische Immunmodulatoren, das sind neue kortisonfreie Wirkstoffe, die frühzeitig Juckreiz und Hautausschlag stoppen. Als Neurodermitis wird der juckende Hautausschlag bezeichnet, der für alle Betroffenen zu einer starken körperlichen und psy-chischen Belastung werden kann. Hierbei ist die Haut extrem trocken, schuppig, gerötet und rissig. Oft bricht die Erkrankung, die auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen ist und durch äußere Einflüsse wie Hausstaubmilben, Pollen oder psychischen Stress ausgelöst wird, bereits in den ersten Lebensmonaten aus. Sie ist gekennzeichnet von hefti-gen Kratz-attacken, bei denen sich die Betroffenen die Haut blutig reiben. Neurodermi-tis tritt in jedem Alter auf: In Deutschland und Österreich leiden etwa fünf Prozent der Bevölkerung daran, etwa die Hälfte der Betroffenen sind Kinder.

Zur Behandlung der Neurodermitis galten lange Zeit kortisonhaltige Zubereitungen als Mittel der ersten Wahl. Mit den so genannten topischen Immun-modulatoren Pimecrolimus und Tacrolimus stehen heute jedoch Behandlungsalternativen zur Verfügung, die als nebenwirkungsärmer und besser ge-eignet für die Langzeittherapie gelten. Anders als Kortisonpräparate sollten sie möglichst schon frühzeitig angewandt werden, um das Auftreten von Ekzemschüben bereits im Ansatz zu stoppen, erklärte Thomas Luger von der Universitätshautklinik Münster http://medweb.uni-muenster.de/institute/derma/ .

Erstmals konnten auch neue Wege der Langzeitkontrolle bei Schuppenflechte vorgestellt werden, um das schwer zu behandelnde chronisches Hautleiden in den Griff zu bekommen. Allein in Deutschland und Österreich leiden weit über zwei Millionen Menschen an der so genannten Psoriasis. „Neue Wirk-stoffe, die unmittelbar in den Entzündungsprozess eingreifen, bringen für viele Patien-ten Hoffnung“, erklärte Monika Schäfer-Korting vom Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin http://www.chemie.fu-berlin.de . „Mit den so genannten Biologicals, von denen jetzt die ersten Präparate für die Behandlung zugelassen sind, haben wir die Möglichkeit, die Schuppenflechte bei stark betroffenen Pati-enten auch über einen langen Zeitraum unter Kontrolle zu bekommen“, sagte die Expertin. Bisher werden akute Krankheitsepisoden vor allem mit Kortison oder Medi-kamenten behandelt, welche die Zellteilung, vor allem von Zellen des Immunsystems, unter-drücken. Nach Absetzen dieser Substanzen kommt es häufig zu Rückfällen. Die neuen Wirkstoffe dagegen sind für eine Behandlung über einen längeren Zeitraum gedacht.

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Evelyn Lengauer pressetext.austria

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