Eine ganze Arzneimittelfabrik in einer einzigen Zelle

In einer 11jährigen Kooperationsarbeit zwischen dem CNRS (1) und dem Pharmakonzern Aventis wurde die erste lebende Miniaturfabrik entwickelt. Der Mikroorganismus Saccharomyces cerevisiae, auch als Brothefe bekannt, wurde genetisch verändert, um das entzündungshemmende Medikament Hydrocortison zu produzieren. Dafür wurden etwa fünfzehn Gene behandelt. Neun der von den Forschern der Hefe zugeführten Gene stammten von anderen Organismen ab: menschlichen, tierischen und selbst pflanzlichen. Die Komplexität der Hefe, die als Eukaryont mehrere Zellabschnitte hat, war ein weiterer technischer Hemmschuh.

Dieses neue Produktionsverfahren ist ebenfalls von großem Interesse für die Industrie, den Handel und die Umwelt. Zunächst einmal wird das Hormon Hydrocortison häufig in der Medizin eingesetzt und in großen Mengen produziert. Das aktuelle chemische Verfahren ist langwierig und kostspielig: es sind nicht weniger als neun verschiedene Arbeitsschritte nötig.

Im Gegensatz dazu ist die lebende Fabrik einfach und unabhängig: der veränderten Hefe wird Nahrung, Zucker oder Alkohol zugeführt und sie benötigt nur ein gering kontrolliertes Umfeld, um Hydrocortison direkt in die Umwelt abzugeben.

Zusätzlich zu den niedrigen Produktionskosten kommen noch weitere Vorteile, wie z. B. der hohe Reinheitsgrad der Moleküle und das Fehlen umweltschädlicher Substanzen.

Dieses Verfahren ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren „grünen Chemie“ und zur Produktion einer Reihe von komplexen Arzneimitteln oder anderer Moleküle.

(1) Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung (Centre National de la Recherche Scientifique)

Kontakte: Denis Ponpom
Tel: +33 1 69 82 36 80
@: pompon@cgm.cnrs-gif.fr

Bruno Dumas
Tel: +33 1 58 93 28 05
@: bruno.dumas@aventis.com

Quelle:
Wissenschaft-Frankreich 23, 22.01.2003
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Gabrielle Fréhaut Wissenschaft-Frankreich

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