MDC-Forscher klären Mechanismus der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs durch Papillomviren auf

Dr. Edgar Grinstein und Dr. Hans-Dieter Royer (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, MDC, Berlin-Buch und Heinrich-Heine Universität Düsseldorf) haben jetzt zeigen können, wie eine gesunde Zelle durch das HPV 18 in eine Krebszelle umgepolt wird.

Die in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Amsterdam, des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg und der Charité der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin entstandene Arbeit ist jetzt in dem renommierten amerikanischen Journal of Experimental Medicine (Volume 196, Number 8, October 21, 2002, 1-13) erschienen.

Jährlich erkranken weltweit rund 500 000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Etwa 200 000 Frauen sterben jedes Jahr daran. Diese nach Brustkrebs zweithäufigste bösartige Erkrankung bei Frauen wird durch so genannte Papillomviren ausgelöst. Papillomviren sind Warzenviren, die in den meisten Fällen harmlos sind und lediglich Hautwarzen verursachen. Krebsauslösend sind jedoch unter anderem zwei Vertreter der Humanen Papillomviren (HPV), HPV 16 und 18.

Schuld an der Krebsentstehung ist ein körpereigener Eiweissstoff (Protein) des Menschen, das Nucleolin. Es spielt normalerweise bei der Zellteilung und anderen biologischen Vorgängen eine Rolle. In Zellen der Zervix, die mit HPV18 infiziert sind, bindet Nucleolin, wie die Forscher herausgefunden haben, in einer bestimmten Phase der Zellteilung, der so genannten S-Phase, an Kontrollelemente des Virus und aktiviert dadurch zwei so genannte Onkogene (E6 und E7). Es ist bekannt, dass das Erbgut von HPV18 in das Genom der Krebszellen integriert ist. Aus diesem Grund kann der körpereigene Eiweisstoff Nucleolin mit den Kontrollelementen des Virus interagieren. Die S-Phase ist ein Schlüsselprozess bei der Zellteilung im gesunden Organismus. Dabei verdoppelt sich der gesamte Chromosomensatz einer Zelle, damit die neugebildete Zelle ebenfalls komplett ausgestattet ist. Die aktivierten viralen Onkogene hingegen sorgen dafür, dass sich die Körperzelle unaufhörlich teilt und die neue Zelle zur Krebszelle wird. Die Entstehung dieser Krebszellen ist ein mehrstufiger Prozess, bei dem Nucleolin eine Schlüsselrolle spielt.

HPV16 und HPV18 werden bei Zervixkarzinomen mit großer Häufigkeit nachgewiesen. Es zeichnet sich jedoch ab, so Dr. Royer, dass HPV18 häufiger so genannte Adenokarzinome in der Zervix auslöst. Diese Tumoren sind besonders aggressiv. Weiter konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das Protein Nucleolin in gesunden Epithelzellen der Gebärmutter gleichmäßig verteilt ist. Jedoch bereits bei Krebsvorstufen sowie in Krebsgewebe wird eine stark veränderte Verteilung von Nucleolin in den Zellkernen beobachtet. Diese Befunde könnten möglicherweise zur Entwicklung von Testmethoden für die Früherkennung von Zervixkarzinomen führen. Die Forscher sind davon überzeugt, dass die Ursache der Nucleolin-Fehlverteilung in den Krebszellen in Zukunft aufgeklärt werden kann und somit neue Ansatzpunkte für die Therapie von Zervixkarzinomen entwickelt werden können.

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