"Helle Nächte" sollen Augenlicht bei Diabetikern retten

Lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut brauchen weniger Sauerstoff

Der britische Mediziner Neville Drasdo von der Cardiff University rät Diabetikern bei Licht zu schlafen, um ihre Augen vor einer diabetischen Retinopathie zu schützen. Die Helligkeit würde dafür sorgen, dass die lichtempfindlichen Zellen in der Netzhaut weniger Sauerstoff benötigen, berichtet das Fachmagazin New Scientist. Die diabetische Retinopathie ist bei Zuckerkrankheiten der Hauptgrund einer Erblindung.

Laut Drasdo hat sich nun eine Langzeit-Hypothese, dass die Sehzellen in der Netzhaut vor allem im Dunkeln extrem viel Sauerstoff benötigen, bestätigt. Da bei Diabetikern Blutbahnen oft beschädigt seien, führe dies in der Nacht zu einer Unterversorgung und somit zu einer Schädigung der Netzhäute, so der Mediziner. Eine Sauerstoff-Unterversorgung trete dann auf, wenn sich die Sehzellen in der Netzhaut an die Dunkelheit gewöhnt hätten. Daraus resultiere ein Sauerstoff-Mehrbedarf, der für gesunde Menschen kein Problem darstellt. Warum dies bei Diabetikern der Fall ist, kann Drasdo nicht beantworten. Schliefen Diabetiker in einem Versuch aber in einer mit Sauerstoff angereicherten Luft, erhielten auch ihre Netzhäute wieder ausreichend Sauerstoff. Den selben Effekt können Diabetiker aber mit Licht im Schlafzimmer erreichen, behauptet der Mediziner. Noch ist es aber aufgrund der geringen Probandenzahl viel zu früh, um eine Empfehlung auszugeben. Darüber hinaus müsste mit Nebenerscheinungen gerechnet werden. Gemeint ist das individuelle Schlafverhalten, das bei einer Störung psychologische Probleme nach sich ziehen kann.

Eine diabetische Retinopathie entwickelt sich zwar sehr langsam, zwei Drittel aller Diabetiker müssen aber nach zehn bis 15 Jahren damit rechnen, dass die Netzhaut von Durchblutungsstörungen betroffen ist. Tritt die Zuckerkrankheit bereits in der Jugend auf, verläuft die Entwicklung rascher. Eine Heilung der diabetischen Netzhaut-Erkrankung ist derzeit noch nicht möglich. Oftmals lässt sich aber durch verschiedene Behandlungsmaßnahmen eine Besserung der Gefäßschäden oder doch zumindest ein Stillstand der Erkrankung erreichen.

Es existieren zwei Formen der diabetischen Retinopathie. Die einfache oder Hintergrunds-Retinopathie besteht in kleinen, herdförmig auftretenden Gefäßveränderungen, kleinen Blutungen in die Netzhaut und vermehrter Ablagerung von Fettsubstanzen. Bei der zweiten Form, der fortschreitenden oder proliferativen Retinopathie, kommt es zur Bildung neuer Blutgefäße, die in das Auge hineinwachsen und die Ursache für schwere Blutungen in das Augeninnere sind. Die immer wiederkehrenden Blutungen können schließlich zur Erblindung führen.

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Sandra Standhartinger pte.online

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