Gamer spenden Hirnschmalz für die Forschung

In der Naturwissenschaft gibt es Bereiche, in denen das menschliche Gehirn dem Computer deutlich überlegen ist. Das zeigt das Online-Spiel „Foldit“ , mit dem es der Biochemiker David Baker der University of Washington sogar bis in die renommierte Zeitschrift „Science“ geschafft hat. In dem Videogame falten Menschen um die Wette Proteine. Indem sie deren optimale dreidimensionale Form suchen, leisten sie gleichzeitig einen Vorwärtsschub der Wissenschaft.

Chance für die Medizin

Dass es sich trotz der spielerischen Note um ernsthafte Wissenschaft handelt, bestätigt Matthias Rief, Experimentalphysiker der Technischen Universität München gegenüber pressetext. „Die auf Algorithmen basierten Computer haben Probleme mit der Optimierung. Der menschlichen Intuition gelingt es viel leichter, unsinnige Lösungen gar nicht erst zu versuchen“, so der Experte. Das Foldit-Spiel ist auch schon zu seinen Ohren gedrungen.

„Für die Medizin wäre es fantastisch, könnte man das Problem der Proteinfaltung von der Wurzel an verstehen“, erklärt Rief. Bisher sind aus dem Humangen-Projekt die Grenzen der Proteine erforscht, nicht jedoch die Aktivität der Genprodukte. „Bildlich gesprochen, bilden die Proteine auf Grundlage ihrer Faltung kleine Maschinen für alle Aufgaben des Körpers. Sie müssen die Formen dafür selbst suchen.“ Wüsste man, nach welchen Prinzipien dies geschieht, könnte man Proteine entsprechend programmieren oder Funktionen designen.

Mensch punktet mit Intuition

„Foldit“ erinnert vom Aufbau her entfernt an den Spieleklassiker „Tetris“. Der Spieler faltet das Protein, indem er dessen Seitenäste schüttelt, mit seiner Hauptstruktur wackelt, Verschlüsse öffnet oder Verbindungen schafft. „Die Anzahl der verschiedenen Formen, wie sogar ein winziges Protein gefaltet werden kann, ist astronomisch groß. Es gibt einfach zu viele Freiheiten“, berichtet der Vater des Spiels, David Baker. Die menschliche Intuition schafft scheinbar mühelos, was am Computer enorm viel Geld und Zeit in Anspruch nimmt.

Mehr Informationen unter http://www.nature.com/news/2010/100804/full/466685a.html

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Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

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