Leipziger Meteorologen koordinieren internationale Polarexpedition in kanadische Arktis

Das Forschungsflugzeug POLAR 5 des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung bei vergangenen Messflügen in Spitzbergen. Foto: Dr. Eike Bierwirth (LIM)<br>

Dazu reisen sie nach Inuvik, in den äußersten Nordwesten von Kanada. Kurz vor der Küste des Arktischen Ozeans im Mackenzie-Delta gelegen, werden der dortige Flughafen und das heimische Aurora-Forschungsinstitut als Basis für ihre Forschungen dienen. Innerhalb der nächsten vier Wochen sollen insgesamt 60 Stunden an Messflügen mit einem Forschungsflugzeug über dem Eismeer unternommen werden.

Die Flüge sind Teil der internationalen Messkampagne VERDI (Vertical Distribution of Ice in Arctic Clouds), die von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG), dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) sowie weiteren beteiligten Großforschungseinrichtungen und der Max-Planck Gesellschaft gefördert werden. Die wissenschaftliche Koordination liegt in der Verantwortung des LIM. Das AWI stellt sein Forschungsflugzeug Polar 5 und zahlreiche Messinstrumente zur Verfügung.

Neben den Wissenschaftlern von LIM und AWI sind weiterhin Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Forschungszentrums Jülich, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sowie des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie und des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) in Oberpfaffenhofen an Bord.

Ziel der gemeinsamen Forschungsflüge ist die noch zugefrorene Beaufortsee nördlich von Kanada, über der häufig Wolken auftreten, die sowohl Eiskristalle als auch flüssige Wassertropfen enthalten. In Wechselwirkung mit der hellen Meereisoberfläche stellen diese Wolken immer noch eine wesentliche Schwachstelle in den bisherigen Klimamodellierungen und Satellitenbeobachtungen dar, wie Prof. Wendisch feststellte. „Von oben gesehen sind natürlich sowohl Meereis als auch Wolken weiß und reflektieren damit nahezu gleichstark die einfallende Sonnenstrahlung. ‚Wo liegt da das Problem?', könnte man fragen. Für die klimatische Wirkung der Wolken ist es aber eben nicht egal, denn Eisoberfläche und Wolken beeinflussen vor allem die Ausstrahlung von terrestrischer Strahlung unterschiedlich und führen zu Unterschieden in der lokalen Niederschlagsverteilung. Und hier ist dann auch entscheidend, ob eine Wolke mehr oder weniger Eiskristalle enthält“, sagte Wendisch.

Genau das wird Ziel der Flugzeugmessungen sein. Mittels modernster Messgeräte an den Flugzeugflügeln werden Wassertropfen und Eiskristalle innerhalb der Wolken detektiert, während verschiedene Fernerkundungssyteme im Boden des Flugzeugs die Aufgabe der Satellitenmessungen simulieren, wenn das Flugzeug oberhalb der Wolken fliegt. Die VERDI- Daten sollen in Klimamodelle einfließen und deren Vorhersagen für die Polarregionen zu verbessern helfen. Denn in der Arktis wirkt sich die globale Erwärmung weltweit am schnellsten und gleichzeitig am drastischsten aus. Die Eigenschaften und der Einfluss arktischen Wolken sind immer noch ein bedeutender Unsicherheitsfaktor bei den entsprechenden Vorhersagen.

Nach zweijähriger Vorbereitung werden derzeit im Heimatflughafen der Polar 5 in der Nähe von Toronto die Messgeräte in das Forschungsflugzeug eingebaut, bevor es dann einmal quer durch Kanada in die Arktis geht. Wenn alles wie geplant läuft, werden die ersten Messflüge für das kommende Wochenende erwartet. Die Leipziger Forscher fiebern diesem Termin schon entgegen. Vom LIM aus verfolgen Studenten und Forscher die Wetterlage in Inuvik und hoffen auf möglichst tiefe Temperaturen vor Ort. Denn genau dann gibt es viel Eis in den Wolken und die Chance auf gute Messungen.

Weitere Informationen:
Dr. André Ehrlich
Leipziger Instituts für Meteorologie (LIM) der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-32874
E-Mail: a.ehrlich@uni-leipzig.de

Media Contact

Susann Huster Universität Leipzig

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer