Erde könnte für Menschen zu heiß werden

Stößt der Mensch weiterhin so viele Treibhausgase aus wie derzeit, können künftig weite Teile des Planeten wegen Hitzestress nicht mehr bewohnt werden.

Diese düstere Vision liefern Forscher der Purdue University in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“. „Obwohl solche Bedingungen kaum noch in diesem Jahrhundert eintreten werden, könnte das im nächsten der Fall sein“, so Studienleiter Matthew Huber.

Tödliche feuchte Hitze

Die Wissenschaftler untersuchten den „worst case“ der derzeitigen Klimamodelle. Dieser geht vom langfristigen CO2-Ausstoß auf dem Niveau von 2007 aus und rechnet im 22. Jahrhundert mit einer Klimaerwärmung von sieben bis zwölf Grad. In vielen Erdteilen – wie Nordwestafrika, zentrales Südamerika, Australien, Indien, Ostchina und auch die östliche USA – würde die Feuchttemperatur unerträglich werden, und zwar „erstmals in der Geschichte der Menschheit“, so die Forscher.

Der Ausdruck „Feuchttemperatur“ verbindet Temperatur und Luftfeuchte. „Es ist die Temperatur eines nassen Gegenstandes, auf den man einen Ventilator richtet“, erklärt der Wiener Meteorologe Herbert Formayer http://www.wau.boku.ac.at/met.html gegenüber pressetext. Mehr als 35 Grad Feuchttemperatur, was einer Dampfkammer entspricht, ist für Menschen auf Dauer tödlich. „Der Körper hat dann keine Möglichkeit mehr, durch Schwitzen über Verdunstung Hitze abzugeben, und überhitzt sich massiv“, so Formayer.

Keine Anpassung mehr möglich

Extreme Hitze gibt es schon heute in vielen Regionen, hohe Feuchttemperatur ist aber selten, da heiße Gebiete meist trocken sind. „Das kommt etwa tagsüber in den Subtropen bei Regenzeit vor, etwa in Indien und Pakistan“, so der Wiener Meteorologe. Ein weiteres Beispiel sind die Küsten der arabischen Halbinsel. Heißer Wüstenwind trifft hier auf feuchte Meeresluft und erzeugt kaum erträgliche Stickigkeit.

Würde ein Temperaturanstieg um sieben Grad nur manche Gebiete in Sachen Feuchttemperatur gefährden, wäre laut den US-Forschern bei zwölf Grad die halbe Weltbevölkerung von Hitzestress betroffen, könnten kaum mehr ins Freie gehen und bräuchten hohe Klimatisierung mit entsprechendem Strombedarf. Die Wahrscheinlichkeit dieses schlimmsten Falles haben die Forscher nicht berechnet, möglich sei er jedoch aufgrund heutiger Modelle durchaus.

Umdenken erst bei Katastrophen

„Es gibt für die Zukunft in 50, 100 und 200 Jahren zahlreiche Modelle, die jedoch nur Storylines bilden und kaum Aussagen zur Wahrscheinlichkeit zulassen“, so Formayer. Das Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen lasse vermuten, dass der CO2-Ausstoß kurzfristig weitergehen werde wie bisher. Katastrophen könnten dennoch einen schnellen Meinungsschwenk bewirken. „Das zeigt etwa die Reaktion auf die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Die jüngsten Ölbohr-Pläne der USA sind mit einem Schlag zusammengebrochen“, schätzt der Wissenschaftler.

Abstract zur Originalstudie unter http://www.pnas.org/content/early/2010/04/26/0913352107.abstract

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.purdue.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer