Polarstern auf Spurensuche

Erste Ergebnisse der letzten Antarktisexpedition mit dem Forschungseisbrecher Polarstern zur Prydz-Bucht deuten darauf hin, dass der ostantarktische Eisschild zur Zeit, abgesehen von eiszeitlich-warmzeitlichen Fluktuationen, ein noch offenbar stabiles Gebilde ist und lediglich in den Küsten- und Schelfregionen der Prydz-Bucht kurzfristige Fluktuationen zeigt. Die Forscher fanden auch Algenmatten, die auf Veränderungen in der mikrobiellen Gemeinschaft hinweisen. Ein Filmteam begleitete die Wissenschaftler. Die Premiere der 45minütigen Dokumentation „Boten der Antarktis – mit Polarstern in die Eiszeit“ ist im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaft“ am 9. Juni um 20:30 Uhr im großen Hörsaal auf dem Telegrafenberg (Gebäude H) in Potsdam.

Ein internationales Team von 50 Geowissenschaftlern untersuchte von Februar bis April dieses Jahres an Bord der Polarstern die langfristige geologische Entwicklung der Ostantarktis und der angrenzenden Meeresbecken. Die Leitung hatte Prof. Dr. Hans-Wolfgang Hubberten, Leiter der Forschungsstelle Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Es war die erste einer Reihe von Forschungsreisen in die Antarktis, die im Rahmen des Internationalen Polarjahres auch unter internationaler Beteiligung durchgeführt wurde. Eine Besonderheit an der Expedition war die Kombination von land- und schiffsgestützten Arbeiten. In der Umgebung der Prydz-Bucht kommen die ältesten Kristallingesteine des Kontinents vor. Ihr Alter beträgt 2,5 bis 1 Milliarde Jahre. Sie geben Hinweise auf die Dynamik der Kontinentalverschiebung und Phasen der Gebirgsbildung in der frühen Erdgeschichte.

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchungen war die jüngere Klima- und Umweltentwicklung der Antarktis. Dabei ist die Frage der Stabilität des Antarktischen Eisschildes aktuell. Die wiederholte Kalbung großer Eisberge vom antarktischen Eispanzer könnte auf Dauer zu einem deutlichen Anstieg des Meeresspiegels führen, mit dramatischen Auswirkungen auf die Lebensräume der flachen Küstenregionen. Die Untersuchungen auf Polarstern haben deswegen aus geologischen Zeugnissen und überlieferten Umweltsignalen in Meeresschlämmen, See- und Fjordablagerungen sowie Gletscherschutt in den eisfreien Küstenregionen das Verhalten der ostantarktischen Eismassen in der Vergangenheit ermittelt. Erste Befunde deuten darauf hin, dass der ostantarktische Eisschild seit mehreren Millionen Jahren ein stabiles Gebilde ist und lediglich kurzfristige Fluktuationen in den Küsten- und Schelfregionen der Prydz-Bucht zeigt. Der momentane Klimawandel scheint sich hier im Gegensatz zu anderen Regionen der Antarktis noch nicht zu offenbaren.

In einem dritten Forschungsschwerpunkt befassten die Wissenschaftler sich mit der Frage, ob es unter den lebensfeindlichen Bedingungen der Hochantarktis lebensfähige Mikroorganismen gibt und wie sie womöglich auf die laufende Klimaerwärmung reagieren. Diese Untersuchungen tragen zum Verständnis des frühen mikrobiellen Lebens auf der Erde und extraterrestrischen Planeten, wie beispielsweise dem Mars, bei. Auch die Entwicklung von extremen Lebensräumen unter veränderten Klimabedingungen wurde untersucht. Die Ergebnisse der Feldarbeiten zeigen eine auffällige Verbreitung von Algenmatten, wie sie bisher in der Form noch nicht beschrieben wurde.

Im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaft“ in Berlin und Potsdam am 9. Juni wird der Film „Boten der Antarktis – mit Polarstern in die Eiszeit“ uraufgeführt: Kommen Sie mit auf eine Expedition in die Antarktis. Der Film wird um 20:30 Uhr im großen Hörsaal des Telegrafenbergs (Gebäude H) gezeigt. Sowohl wissenschaftliche Teilnehmer an der Exedition als auch die Medienproduzenten Jonas Ziegler und Michael Trapp sind vor Ort und beantworten Fragen.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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Margarete Pauls idw

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