Klimaforschungspreis für Prof. Eberhard Jochem

Die Bayer Science and Education Foundation würdigt damit seine Beiträge zum Klimaschutz: Energieeffizienz – ob durch innovative Verfahren, Verbesserung energieintensiver Materialien oder durch politische Entscheidungen – ist ein bedeutender Faktor, um den Klimawandel zu begrenzen und die Energiekosten in Wirtschaft und Haushalten zu senken.

Jochem, seit mehr als 35 Jahren am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI tätig und dort seit seiner Berufung an die ETH Zürich Senior Executive, hat unter anderem nachgewiesen, dass es in den Industrieländern möglich ist, durch bessere, heute zumindest in den Forschungslabors vorhandene Verfahren die Effizienz der Energieumwandlung und Energienutzung um mehr als 80 Prozent binnen der kommenden fünf bis sechs Dekaden zu steigern.

Diese Vision wird in der Schweiz auch als 2000-Watt-Gesellschaft bezeichnet. Jochem weist auf diese in der Vergangenheit noch ver-nachlässigten technischen und häufig rentablen Maßnahmen hin, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und den erneuerbaren Energien zu schnellerer Diffusion in vielen Märkten zu helfen: „Vor allem auf der Ebene der Nutzenergie und der Materialeffizienz schlummern die größten Potentiale, zum Teil mit einem Faktor fünf bis zehn.“

Neben den technischen Aspekten der Energieeffizienz bezieht Jochem auch die ökonomischen Aspekte in seine Forschung ein: Er untersucht Faktoren, die die Markteinführung neuer energieeffizienter Technologien und erneuerbarer Energien einerseits behindern und andererseits beschleunigen können. Zudem erforscht er, wie sich diese Hemmnisse – unter anderem nur langsam veränderbare traditionelle Routinen von Investitionsentscheidungen – überwinden lassen. Zu diesem Bereich gehören sektorale und technologie-orientierte Energie- und Klimapolitiken, die Jochem ebenso zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt wie Energiebedarfs-Prognosen und deren Methodenentwicklung. Schließlich sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einer ambitionierten Energieeffizienz- und Klimapolitik immer auch ein Teil seiner Forschung gewesen.

Jochem zählt zu den entschiedenen Befürwortern des sogenannten Kyoto-Protokolls und adressierte dazu im Jahr 2001 den damaligen US-Präsidenten George W. Bush mit einer Denkschrift, unterzeichnet von 200 europäischen Wissenschaftlern. Das 2005 in Kraft getretene Protokoll schreibt den meisten Industriestaaten völkerrechtlich bindende Zielwerte zur Reduktion der Treibhausgase vor.

Für seine umfassenden und langjährigen Forschungsarbeiten erhält der 67-Jährige den mit 50.000 Euro dotierten „Bayer Climate Award“. Ein mit internationalen Experten besetzter Stiftungsrat hat Jochem unter elf Kandidaten ausgewählt: „Professor Jochem hat wie kaum ein anderer Forscher herausgearbeitet und nachgewiesen, dass die Steigerung der Energieeffizienz der zentrale Hebel zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen in den verschiedenen Bereichen unserer Industriegesellschaft ist“, sagte der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Wenning bei der Preisverleihung.

„Der von ihm propagierte Ansatz ist so einfach wie überzeugend: Die effiziente Nutzung der Energie reduziert die Kosten und gleichzeitig den Ausstoß von Treibhausgasen“, so Wenning. Jochem sieht den Preis als „zusätzlichen Ansporn, weiter daran mitzuforschen, wie im Umgang mit Energie auf ökonomisch sinnvolle Weise effektiv Treibhausgas-Emissionen reduziert werden können“. Der finanzielle Teil des Preises wird Teil einer Stiftung sein, die er für dieses Forschungsgebiet derzeit gründet.

Für den ersten Preisträger, der bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2007 an mehreren Universitäten lehrte und forschte sowie diversen Gremien angehört, schließt sich der Preis an eine Reihe anderer Auszeichnungen an: Unter anderem wurde Jochem vor drei Jahren von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel für seine Beiträge zum Klimaschutz geehrt, seit 2005 ist er Mitglied der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften und seit 1998 Honorarprofessor an der Universität Kassel. Im Jahr 2001 überreichte ihm der damalige Bundespräsident Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz am Bande für besondere wissenschaftliche Leistungen zur nachhaltigen Energienutzung und Klimaschutzpolitik.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI untersucht, wie technische und organisatorische Innovationen Wirtschaft und Gesellschaft heute und in Zukunft prägen. Markenzeichen der systemischen Arbeit ist es, Forschungsdisziplinen zu integrieren und mit Auftraggebern und Interessenten ein Netzwerk für Innovationen zu gestalten.

Mit seiner Expertise, seiner Erfahrung und seinen Studien leistet das Institut als Teil der praxisorientierten Forschung der Fraunhofer-Gesellschaft einen Beitrag zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb nutzen Politik, Verbände und Unternehmen das Fraunhofer ISI als vorausschauenden und neutralen Vordenker, der Perspektiven für Entscheidungen vermittelt.

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Dino Trescher idw

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