Bessere Zusammenarbeit bei seltenen Mykosen – Nachwuchs-Förderpreis für Klinische Mykologie

Seltene Mykosen sind Erkrankungen durch spezielle Pilze, die sich in der Umwelt finden und unter bestimmten Bedingungen den Menschen infizieren können. Während die meisten Pilze den gesunden Menschen nicht direkt anstecken können, haben immungeschwächte Patienten – insbesondere Tumorpatienten nach einer Behandlung mit intensiven Chemotherapien – ein hohes Risiko für das Auftreten von Pilzinfektionen. Kommt es dabei zu einem Befall der inneren Organe ist die Erkrankung häufig nicht mehr zu stoppen.

Neben den recht gut erforschten häufigen Mykosen durch Pilze der Gattungen Aspergillus, Candida und Pneumocystis gibt es eine Vielzahl von selteneren Pilzen, die ebenfalls Organinfektionen verursachen können. Die Prognose dieser Infektionen durch seltene Pilze ist besonders ungünstig: Mehr als die Hälfte der Patienten verstirbt an der Erkrankung. Das liegt daran, dass es aufgrund der Seltenheit dieser Infektionen kaum verlässliche Behandlungsempfehlungen für die behandelnden Ärzte gibt. Eine klinische Studie zur Verbesserung der Behandlung dieser Erkrankung ist kaum möglich, da selbst große Tumorkliniken wie die Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln selten mehr als ein oder zwei Fälle im Jahr behandeln.

Daher ist für die Erforschung dieser todbringenden Erkrankung ein dichtes, internationales Forschernetz notwendig. Im Aufbau dieses Netzwerkes mit dem Titel Fungiscope liegt die mit dem Preis gewürdigte Leistung.

Fungiscope wurde mit dem Bestreben gegründet, Epidemiologie, Risikofaktoren und Behandlungsstrategien von seltenen, invasiven Mykosen zu beleuchten und neue Erkenntnisse über diese schwersten Erkrankungen zu gewinnen. Das Register sammelt klinische Fälle, die über das speziell für Fungiscope erstellte Forschungsportal ClinicalSurveys.net online dokumentiert werden können.

Neben der Sammlung klinischer Fälle werden die zu den Fällen gehörenden Proben (Kulturisolate und Biopsien) zentral in Köln gesammelt und zur genauen Bestimmung an spezialisierte Laboratorien weitergeleitet.

Seit April dieses Jahres können Ärzte und Forscher über FungiQuest auf www.fungiquest.net einen direkten Einblick in die Fungiscope Datenbank nehmen. So erhalten Ärzte sofort und ohne Umwege Informationen über Fälle mit diesen seltenen, schweren Erkrankungen und können so die Erfahrungen anderer Ärzte bei der Behandlung für ihre Patienten nutzen. Gleichzeitig können sich Forscher über die Proben der Fungithek informieren und Kopien der Kulturen für ihre Projekte anfordern.

Unter Führung von Dr. Maria J. G. T. Vehreschild ist Fungiscope zu einem der bekanntesten mykologischen Langzeitprojekte weltweit geworden. Neben zahlreichen nationalen mykologischen und infektiologischen Fachgesellschaften (Deutschland, Österreich, Italien, Tschechien und Rumänien) haben auch die großen internationalen Forscherzusammenschlüsse ihre Unterstützung für das Projekt erklärt: So hat Fungiscope regulären Arbeitsgruppenstatus bei der European Confederation of Medical Mycology (ECMM) und der International Society for Human and Animal Mycology (ISHAM) erhalten. Fungiscope wir von Forschern aus über 40 Ländern unterstützt.

Frau Dr. Vehreschild koordiniert Fungiscope seit 2007. Unter ihrer Organisation sind die Anzahl der Teilnehmer, der Fälle und die Fungithek auf mehr als das Dreifache angewachsen. Durch ihre zahlreichen Vorträge und Posterbeiträge ist sie zu dem Gesicht des Projektes und zu einer Institution auf nationalen wie internationalen mykologischen Kongressen geworden. Neben zwei hochrangigen Publikationen sind über 20 Kongressbeiträge in Europa, Amerika und Asien aus dem Projekt hervorgegangen. „Im Mittelpunkt unserer Tätigkeiten an Fungiscope, FungiQuest und ClinicalSurveys.net stehen für uns jedoch nicht Publikationen, sondern die Vision der Vernetzung einer internationalen Gemeinde von Mykologen, die über aktuelle Medien gemeinsam an der Verbesserung diagnostischer und therapeutischer Optionen für seltene invasive Mykosen arbeitet“ sagt die Preisträgerin.

Gegründet wurde Fungiscope 2006 von Prof. Oliver A. Cornely, Klinik I für Innere Medizin, der als Leiter des Klinischen Studienzentrums 2 für Infektiologie seinen Schwerpunkt auf die Behandlung von Infektionen immungeschwächter Patienten, insbesondere invasive Mykosen gesetzt hat.

Für Rückfragen:

Dr. Maria J. G. T. Vehreschild
Klinik I für Innere Medizin
Uniklinik Köln
Telefon: 0221-478-6494
E-Mail: maria.vehreschild@ctuc.de
Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Kommunikation
Telefon: 0221 478-5548
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de

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