Prestigeträchtiger Preis für Bonner Teilchenphysiker

Eckhard von Törne

Der 34-jährige Physik-Professor Eckhard von Törne von der Kansas State University erhält am kommenden Donnerstag, 25.11.2004, in Berlin einen der mit bis zu 1,2 Millionen Euro dotierten Sofja-Kovalevskaja-Preise der Alexander von Humboldt Stiftung. Die Preissumme ist zum Aufbau einer Forschergruppe an der Universität Bonn bestimmt.

Mit der Auszeichnung will die Stiftung exzellente junge Nachwuchswissenschaftler aus dem Ausland nach Deutschland holen, wo sie drei bis vier Jahre lang an einer deutschen Gastgeberinstitution forschen. Professor von Törne ist einer von insgesamt zehn Preisträgern, die von einem hochkarätigen Auswahlgremium der Alexander von Humboldt Stiftung aus einer großen Anzahl von Bewerbern ausgewählt wurden. Er wird seine Forschungsarbeiten am Physikalischen Institut zusammen mit Professor Dr. Norbert Wermes durchführen.

Eckhard von Törne, der 1998 in Bonn bei Professor Wermes promoviert hat, forscht auf dem Gebiet der Elementarteilchenphysik. In diesem Gebiet der Grundlagenforschung werden Experimente an Teilchenbeschleunigern durchgeführt, mit denen die Grundstruktur der Materie entschlüsselt werden kann. In hochenergetischen Reaktionen, die auch im ganz frühen Universum Sekundenbruchteile nach dem Urknall stattgefunden haben und im Beschleuniger nachgestellt werden können, wurde beispielsweise festgestellt, dass unsere aus Atomen aufgebaute Welt noch weitere, kleinere Bausteine besitzt: Die Atomkerne bestehen aus Neutronen und Protonen, letztere bestehen aus so genannten Quarks. Die Quarks kommen in sechs Varianten vor, die alle unterschiedlich schwer sind. Professor von Törne ist auf die Erforschung der schwersten dieser Quarks spezialisiert.

Da die schweren Quarks nach ihrer Erzeugung sofort wieder zerfallen, nachdem sie Bruchteile von Millimetern fast mit Lichtgeschwindigkeit geflogen sind, ist Experimentierkunst gefragt. Von Törne und seine Arbeitsgruppe haben mit speziell entwickelten elektronischen Instrumenten die Erzeugung schwerer Quarks nachgewiesen und ihre Eigenschaften studiert. Derartige „Teilchenlupen“ ermöglichen in winzigen Belichtungszeiten elektronische Aufnahmen.

So genannte Pixelsensoren als Teilchenlupen sind auch das Metier der Bonner Gruppe um Professor Wermes. Mit ihnen sollen an dem 2007 in Betrieb gehenden weltgrößten Beschleuniger LHC in Genf schwere Quarks identifiziert werden. „Professor von Törnes Erfahrung stellt für uns eine äußerst wertvolle Verstärkung für die schwierigen Forschungsprojekte dar“, erklärt Professor Wermes.

Lösung für großes Rätsel der Physik in Sicht

Schwere Quarks sind auch die Endprodukte des ominösen Higgs-Teilchens, das für die Erzeugung der Massen aller Elementarteilchen verantwortlich sein soll. Seine Entdeckung wird mit dem LHC Beschleuniger und den erwähnten Teilchenlupen möglich sein. Damit wäre die Menschheit der Lösung eines der großen Rätsel der Physik ein großes Stück näher gekommen. Wenig bekannt ist, dass die exotisch anmutenden Experimente und deren spezielle Instrumente auch im Alltag rege Anwendung finden. So kommen ursprünglich für den Nachweis von Teilchen erfundene Spurdetektoren längst bei der Gepäckdurchleuchtung in Flughäfen zum Einsatz. Die Medizin profitiert ebenfalls von den Entwicklungen – beispielsweise in Gebieten wie der Röntgenbildgebung und der Computertomographie. Auch die „Pixellupen“ der Bonner Teilchenforscher haben großes biomedizinisches Potenzial, wie die Industrie längst erkannt hat.

Der Sofja-Kovalevskaja-Preis, benannt nach einer russischen Physikerin, wird nach 2001 zum zweiten Mal verliehen. Er ist einer der höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreise.

Kontakt:

Professor Dr. Norbert Wermes
Physikalisches Institut der Universität Bonn
Tel. 0228/73-3533 oder 0228/73-3225
E-Mail: wermes@physik.uni-bonn.de

Dr. Mehlich
Alexander von Humboldt Stiftung
Tel. 0228/833-0

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Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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