Wirtschafts-Nobelpreis geht wie meistens in die USA

Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist am Mittwoch an den US-Forscher Robert F. Engle und den in den Vereinigten Staaten arbeitenden Briten Clive W. J. Granger vergeben worden. Wie die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie am Mittwoch in Stockholm mitteilte, erhalten die beiden die mit insgesamt 10 Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotierte Auszeichnung für die Entwicklung neuer statistischer Methoden für die Bewertung chronologischer Wirtschaftsdaten wie Preise, Zinsen oder Bruttoinlandsprodukt.

Mit der in Stockholm als überraschend eingestuften Vergabe an die so genannten Ökonometriker hat sich die Dominanz der USA bei dem erst 1969 erstmals verliehenen «Ehrenpreis zum Andenken an Alfred Nobel» erneut bestätigt. Von den 51 durchweg männlichen Preisträgern arbeiteten 40 zum Zeitpunkt der Vergabe an wissenschaftlichen Einrichtungen in den USA. 33 von ihnen waren außerdem US-Bürger.

Der 60 Jahre alte Engle lehrt an der Universität New York, während sein neun Jahre älterer Kollege Granger bis zu seiner Emeritierung einen Lehrstuhl an der der Universität von Kalifornien in San Diego innehatte.

In der Begründung für die diesjährige Vergabe hieß es, Engle und Granger hätten in den achtziger Jahren die Möglichkeiten zur statistischen Verarbeitung von «Zeitreihen» verbessert. Diese werden in der Wirtschaftswissenschaft als Abfolge von Daten in ihrer chronologischen Abfolge definiert. Engle habe dabei vor allem bahnbrechende Arbeiten zum besseren Umgang mit sich verändernden und prinzipiell schwankenden Zeitreihen etwa bei Aktienkursen geschaffen.

Granger wurde für seine Arbeit an Zeitreihen mit «stationären» Daten ausgezeichnet, die nur wenig um einen vorgegebenen Wert schwanken. Als Beispiele nannte die Stockholmer Wissenschaftsakademie den Zusammenhang zwischen Vermögen und Konsum, Wechselkursen und Preisniveau oder kurzfristigen und langfristigen Zinssätzen.

Im vergangenen Jahr waren mit Daniel Kahneman und Vernon L. Smith ebenfalls zwei Ökonomen aus den USA ausgezeichnet worden. Bisher einziger deutscher Preisträger war 1994 der Bonner Reinhard Selten. Der Wirtschafts-Nobelpreis ist nicht zuletzt in Schweden stark umstritten, weil er nicht wie die Preise für Frieden, Literatur, Medizin, Physik und Chemie auf das Testament des Stifters Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wurde erst nach einer Initiative der schwedischen Reichsbank zusätzlich geschaffen. Die «Schwedische Akademie», die seit 1901 den Nobelpreis für Literatur vergibt, verlangt seit den neunziger Jahren offiziell die Abschaffung des Wirtschaftspreises.

Engle und Granger erhalten ihre Auszeichnungen am 10. Dezember, Nobels Todestag, in Stockholm zusammen mit den anderen Preisträgern aus der Hand von Schwedens König Carl XVI. Gustaf.

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