EU fördert Projekt zum Langzeitbetrieb von Kernkraftwerken

Europäische Kernkraftwerke sind in der Regel für einen Betrieb von ca. 40 Jahren ausgelegt. Auch bei längeren Laufzeiten (60 bis 80 Jahre) dürfen Alterungseffekte in den Reaktormaterialien die Sicherheit der Kernkraftwerke nicht beeinflussen. Der Zustand der Werkstoffe wird daher regelmäßig überwacht.

Im Laufe des Betriebs verändern die Reaktormaterialien durch die hochenergetische Neutronenstrahlung, die bei der Kernspaltung im Reaktor entsteht, allmählich ihre mechanischen Eigenschaften und verlieren an Zähigkeit, d.h. sie werden spröde. Dieser Versprödungseffekt wird durch die auf atomarer Ebene stattfindende Wechselwirkung der Neutronen mit dem Metallgitter der Reaktorwerkstoffe hervorgerufen und spiegelt sich z. B. im Bruchverhalten von Materialproben wider.

Bei längeren Laufzeiten sind die Materialien insgesamt einer höheren Neutronendosis ausgesetzt. Welchen Einfluss hat dies auf die Materialien? Sind die Verfahren und Vorhersagemodelle, mit denen die Versprödung bisher überwacht wird, auch für den Langzeitbetrieb von Kernkraftwerken geeignet oder müssen sie angepasst werden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Projektes LONGLIFE, an dem 16 Partner aus neun europäischen Ländern beteiligt sind.

Die Versprödung im Langzeitbetrieb soll anhand einer Vielzahl unterschiedlich bestrahlter Materialproben, die die Projektpartner bereitstellen, untersucht werden. Die mechanischen Eigenschaften bestrahlter Werkstoffe können nur in „heißen Zellen“, wie sie am FZD vorhanden sind, getestet werden. Besonders interessiert sind die Forscher dabei an dem Einfluss, den die Intensität der Bestrahlung (der sogenannte Neutronenfluss) in einer bestimmten Zeit auf die Materialien hat. So zeigen Materialien, die über viele Jahre mit einem niedrigen Neutronenfluss bestrahlt wurden, andere Veränderungen auf atomarer Ebene als Werkstoffe, die über einen kürzeren Zeitraum einem hohen Neutronenfluss ausgesetzt waren. Dieser Effekt wird mit den Methoden, die bisher zur Überwachung der Alterung der Materialien eingesetzt werden, nicht erfasst, ist aber wichtig für den Langzeitbetrieb von Kernkraftwerken. Er soll in der geplanten neuen Richtlinie zur Überwachung der Alterungseffekte berücksichtigt werden.

Weitere Informationen:
Dr. Eberhard Altstadt / Projektkoordinator
Institut für Sicherheitsforschung am FZD
Tel.: +49 351 260 – 2276
Email: e.altstadt@fzd.de
Pressekontakt:
Dr. Christine Bohnet
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD)
Bautzner Landstr. 400, 01328 Dresden
Tel.: + 49 351 260 – 2450 oder +49 160 969 288 56
presse@fzd.de | www.fzd.de
Das Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD) hat das Ziel, strategisch und langfristig ausgerichtete Spitzenforschung in politisch und gesellschaftlich relevanten Forschungsthemen wie Energie, Struktur der Materie und Schlüsseltechnologien zu leisten. Folgende Fragestellungen stehen dabei im Mittelpunkt:
– Wie verhält sich Materie unter dem Einfluss hoher Felder und in kleinsten Dimensionen?
– Wie können Tumorerkrankungen frühzeitig erkannt und wirksam behandelt werden?
– Wie schützt man Mensch und Umwelt vor technischen Risiken?
Diese Fragestellungen werden in strategischen Kooperationen mit Forschungs- und Industriepartnern bearbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Betrieb von sechs einmaligen Großgeräten, die auch externen Nutzern zur Verfügung stehen.

Das FZD wird als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft von Bund und Land gefördert, verfügt über ein Budget von mehr als 70 Mio. Euro (2009) und beschäftigt rund 800 Personen. Anfang 2011 wird das FZD in die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren wechseln.

Media Contact

Dr. Christine Bohnet idw

Weitere Informationen:

http://www.fzd.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer