Invasive Gartenameise auf dem Streifzug durch Europa

Tatsächlich ist Nordeuropa bislang von invasiven Ameisenarten verschont geblieben, doch eine Studie von Dr. Sylvia Cremer von der Universität Regensburg zeigt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Insektenart auch in Norddeutschland und Skandinavien zu einem Problem wird.

Dr. Sylvia Cremer, Biologin am Lehrstuhl für „Evolution, Verhalten und Genetik“, ist Mitglied einer internationalen Forschergruppe, die seit über fünf Jahren die Biologie der invasiven Gartenameise, „Lasius neglectus“, untersucht. Im Fachjournal „PLoS ONE“ erschien diese Woche eine Studie von Dr. Cremer, Dr. Jes Pedersen und Prof. Dr. Jacobus Boomsma, die beschreibt, wo die invasive Gsartenameise herkommt, wie sie ihre Superkolonien organisiert und wie sie sich in neuen Gebieten ausbreitet. Der Aufsatz mahnt zu einer genaueren Beobachtung städtischer Ökosysteme, um einem möglichen Befall gegensteuern zu können, bevor er zu einem ernsthaften Problem wird.

Invasive Tierarten werden zunehmend ein Problem für die Erhaltung der natürlichen Artenvielfalt. Unter den 100 invasiven Arten mit dem größten Schadenspotential sind sogar mehrere Ameisenarten vertreten. Die rote Feuerameise richtet in den Vereinigten Staaten jedes Jahr rund 750 Millionen Dollar Schaden an. Die Argentinische Ameise hat sich in den Küstengebieten Südeuropas ausgebreitet und die natürliche Insektenwelt dabei nahezu ausgerottet.

„Das Ursprungsland der von uns untersuchten Gartenameise ist das Gebiet rund um das Schwarze Meer“, erklärt Dr. Sylvia Cremer, Hauptautorin der neuen Studie. „Bereits in ihren ursprünglichen Populationen organisieren sich diese Ameisen in mehreren Bauten, die als Netzwerk miteinander verbunden sind. Bei der Paarung kommen Königinnen und männliche Tiere unter Tage zusammen, denn anders als andere Ameisenvölker schwärmen sie nicht zu einem Hochzeitsflug aus. Werden solche – an das invasive Leben vorangepasste – Arten dann vom Menchen verschleppt und in ein neues Gebiet eingeführt, entwickeln sie sich leicht zu den von uns beobachteten Riesen-Kolonien“.

Dass sich die Ameisen verbreiten und mit ihren Kolonien einen möglichst großen Radius abdecken, gehört zu ihrer natürlichen Verhaltensweise. In ihrer natürlichen Umgebung verhindern aber Fressfeinde und vor allem Krankheitserreger, dass sich die Kolonien ungehemmt ausbreiten. Kommt ein Ameisenvolk in Gebiete, in dem es nicht heimisch war und in dem es keine natürlichen Feinde zu erwarten hat, kann sich die Population unkontrolliert ausbreiten und andere Arten verdrängen.

Eingeschleppt wird die invasive Gartenameise zum Beispiel beim Import von großen Kübelpflanzen, in deren Töpfen sich die Kolonien einnisten können. Erst 1990 wurde die invasive Gartenameise erstmals wissenschaftlich beschrieben, seitdem sind mehr als 100 Fundstellen in ganz Europa – vor allem in Parks und Gärten – bekannt geworden. „In Zukunft wird vermutlich eine ganze Reihe von Ameisenarten invasive Verhaltensmuster aufweisen. Es ist also an der Zeit, dass wir uns näher mit ihnen auseinandersetzen, um ihre Biologie und ihr Verhalten zu verstehen. Unsere Studie ist nun ein erster großer Schritt in die richtige Richtung“, so Dr. Jes Pedersen von der Universität Kopenhagen.

Ansprechpartnerin für Rückfragen der Medienvertreter:
Dr. Sylvia Cremer
Lehrstuhl für „Evolution, Verhalten und Genetik“ an der Universität Regensburg
Telefon: 0941 943-2152 und -3054
E-Mail: sylvia.cremer@biologie.uni-regensburg.de

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Rudolf F. Dietze idw

Weitere Informationen:

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