Erlanger Forschung beschleunigt Analyse von Krebsgenen

Die Erlanger Forscher konnten mit dem Test auf Grundlage der so genannten „systembiologischen Zellchip-Analyse“ erstmals ein Virus entschlüsseln, das als Auslöser eines bösartigen Tumors – des Kaposi-Sarkoms – gilt.

„Wir sind jetzt in der Lage, in kurzer Zeit sehr viele unterschiedliche Facetten der tumorigenen Wechelswirkungen eines Virus mit seiner Wirtszelle zu analysieren“, sagte Prof. Dr. Stürzl aus der Abteilung Molekulare und Experimentelle Chirurgie der Chirurgischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen.

Die systembiologische Zellchip-Analyse ist weltweit gegenwärtig nur noch an vier weiteren Forschungszentren in Heidelberg, Finnland, Japan und den USA möglich.

Das Forschungsergebnis der Erlanger Wissenschaftsarbeit ist jetzt im Journal of Virology erschienen [Konrad et al., 83, 2563-2574 (2009)]. Der Herausgeber des Journals hebt den Erlanger Ansatz im Vorwort als „richtungsweisend für die Analyse der Wechselwirkung“ von Viren mit Zellen hervor. „Wenn wir wissen, welche genetischen Bausteine Krebs begünstigen, sind wir dem Ziel sehr nahe, Krebs zu verhindern oder deutlich effektiver zu therapieren“, sagte Prof. Stürzl.

Die im aktuellen Journal of Virology vorgestellte Forschungsarbeit beschäftigt sich mit dem humanen Herpesvirus-8. Er ist Auslöser des Kaposi-Sarkoms, eines malignen Tumors, der vor allem in Zentralafrika sehr häufig auftritt. Bisher war nicht bekannt, welche der 86 bekannten Gene des Virus die Tumorentstehung steuern. Dies lag unter anderem daran, dass tumorigene Wirkungen oft auf dem Zusammenwirken mehrerer Gene beruhen und die hohe Zahl der hierfür notwendigen Untersuchungen mit herkömmlichen Verfahren nicht bewältigt werden kann.

Mit einem neuen systembiologischen Ansatz gelang es den Forschern der Abteilung Molekulare und Experimentelle Chirurgie in Zusammenarbeit mit einem Forschungsteam des Virologischen Instituts des Uni-Klinikums (PD Dr. Frank Neipel) erstmals alle Bestandteile des humanen Herpesvirus-8 einzeln und in unterschiedlichen Kombinationen auf einem einzigen Chip in eukaryontischen Zellen zur synthetisieren. Diese Zellchip-Analyse stellt nach Art eines Ersatzteillagers alle Komponenten des Virus bereit und ermöglichte die Durchführung von mehr als 14.000 Analysen zur Wirkung viraler Gene in eukaryontischen Zellen.

In Folge dieser Untersuchungen konnten zwei neue herpesvirale Regulatorproteine identifiziert werden, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Kaposi-Sarkoms spielen könnten. Künftige Untersuchungen zielen darauf ab, die identifizierten Proteine als molekulare Angriffspunkte zur Behandlung des Kaposi-Sarkoms einzusetzen.

Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.000 Studierenden, 550 Professorinnen und Professoren sowie 2000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in engem Dialog mit Jura und Theologie sowie den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit Mai 2008 trägt die Universität das Siegel „familiengerechte Hochschule“.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Michael Stürzl
Tel.: 09131/85-36331
michael.stuerzl@uk-erlangen.de

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Ute Missel idw

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