LMU gründet Zentrum für Governance-Forschung

Im Kern geht es darum, wie unterschiedliche organisatorische Einheiten national und international ihre Handlungsfähigkeit behaupten oder zurückgewinnen können. Diesen Fragen widmet sich das Münchner Zentrum für Governance-Forschung (MCG), das an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München gegründet wurde.

Das Zentrum untersucht Veränderungen in der Steuerung moderner Gegenwartsgesellschaften. Im Mittelpunkt stehen der Bedeutungsverlust von Hierarchien und hierarchischen Formen der Koordination, die Neubewertung rechtlicher Steuerungsinstrumente, die zunehmende Bedeutung privater Akteure bei der Produktion öffentlicher Güter sowie die immer stärkere Medialisierung von Entscheidungsprozessen.

Zur Eröffnung des MCG lädt die LMU am 7. Dezember um 10.00 Uhr in den Senatssaal, Geschwister-Scholl-Platz 1, ein. Die Auftaktveranstaltung findet in Form eines wissenschaftlichen Symposiums statt, auf dem führende Vertreter der Governance-Forschung aus den verschiedensten Wissenschaftsgebieten sich mit grundlegenden Fragen dieses neuen Forschungsgebiets beschäftigen werden. Den Eröffnungsvortrag wird die ehemalige Direktorin des Kölner Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung, Prof. Dr. Renate Mayntz, zum Thema „Governance-Theorie: Erkenntnisinteresse und offene Fragen“ halten.

Den Ausgangspunkt der Governance-Forschung bildet die Erkenntnis, dass die institutionellen Formen, Instrumente und Koordinationsmechanismen, mit deren Hilfe moderne Gesellschaften ihre kollektiven Probleme lösen müssen, sich in einem grundlegenden Wandel befinden. „Wir benötigen neue Formen des Regierens und das MCG will hierzu in den kommenden Jahren das notwendige Grundlagenwissen erarbeiten“, erläutert der Sprecher des neuen Zentrums, Prof. Dr. Edgar Grande, dessen Zielsetzung. In seinem Forschungsprogramm geht das Zentrum davon aus, dass dieser Wandel nicht nur den Bereich der Politik und der öffentlichen Verwaltung betrifft, sondern alle gesellschaftlichen Bereiche, insbesondere die Wirtschaft, und alle Regelungsebenen von der lokalen über die nationale bis hin zur europäischen und globalen. Das Zentrum für Governance-Forschung will die sich daraus ergebenden neuartigen Forschungsfragen deshalb interdisziplinär bearbeiten. In ihm werden Kommunikationswissenschaftler, Politikwissenschaftler, Ökonomen und Rechtswissenschaftler zusammenarbeiten.

Das MCG soll an der LMU als institutionelle Plattform dienen, um die Kooperation zwischen diesen Disziplinen zu erleichtern und zu vertiefen. In der Forschung konzentriert sich das MCG auf drei Schwerpunkte: Erstens die Analyse komplexer Governance-Regime, in denen das Zusammenwirken unterschiedlicher Koordinationsmechanismen wie Recht und Konsens oder Markt und Hierarchie untersucht werden. In einem zweiten Themenkomplex soll die territoriale Differenzierung unterschiedlicher Governance-Ebenen erforscht werden. In diesem Zusammenhang sollen insbesondere die Leistungsfähigkeit des Föderalismus und die Ausgestaltung neuer transnationaler Institutionen erforscht werden. In einem dritten Schwerpunkt wird die Medialisierung von Entscheidungsprozessen in Politik, Wirtschaft und Recht untersucht und gefragt, wie diese Entwicklung auf die Funktionsweise und Leistungsfähigkeit der davon betroffenen Regelungsbereiche wirkt. Mit dieser Schwerpunktsetzung will die LMU ein spezifisches „Münchner Profil“ in der Governance-Forschung mit starker internationaler Ausstrahlung entwickeln.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Edgar Grande (Projektkoordinator)
Tel.: 089/2180-9070
E-Mail: Grande@lrz.uni-muenchen.de
Dr. Stefan May (wissenschaftlicher Geschäftsführer)
Tel.: 089/2180-4013
E-Mail: Stefan.May@soziologie.uni-muenchen.de

Media Contact

Luise Dirscherl idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-muenchen.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer