10 Millionen Euro für die Lehre an deutschen Hochschulen

Die Stiftung Mercator und die VolkswagenStiftung starten heute die Initiative „Bologna – Zukunft der Lehre“. Ziel der Stiftungen ist es, gemeinsam die Lehre an deutschen Hochschulen zu stärken und Verantwortung für ihre Weiterentwicklung und praktische Verbesserung zu übernehmen.

Konkret geht es darum, die Studierbarkeit von Studiengängen zu erhöhen, Abbrecherquoten zu senken, Betreuungsrelationen zu verbessern und die Mobilität zwischen Hochschulen auszubauen.

Die Partner stellen jeweils fünf Millionen Euro zur Verfügung. Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland können sich bewerben.

„Die Bolognaerklärung von 1999 bietet einen Rahmen an, dessen Möglichkeiten viel flexibler und kreativer genutzt werden können als bisher. Wir versprechen uns von der neuen Initiative viel Schubkraft für die nunmehr anstehende 'zweite Phase' des Bologna-Prozesses“, sagt Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, bei der Vorstellung der Initiative in Berlin. „In Deutschland ist endlich eine starke Bewegung zugunsten der Lehre als Aufgabe der Hochschulen entstanden. Nun kommt es darauf an, die Bewegung für konkrete Verbesserungen zu nutzen und die Reputation der Lehre aufzuwerten. Nur dann kann von einer wirklichen Einheit von Forschung und Lehre die Rede sein“, ergänzt Dr. Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator.

Die Ausschreibung

Insgesamt umfasst die Initiative drei Förderlinien. Antragsberechtigt sind alle Hochschulen in Deutschland:

Mit der ersten Förderlinie werden Hochschulen bei der Entwicklung und Erprobung neuer Curricula bei Bachelor-Studiengängen unterstützt. Kernanliegen ist es hier, Anreize für eine beispielgebende inhaltliche Neugestaltung von Bachelor-Studiengängen zu geben. Es können aber auch Anträge gestellt werden für erfolgversprechend gestartete Bachelor-Studiengänge mit Pilotcharakter sowie Curricula, die von mehreren Institutionen gemeinsam getragen werden.

Mit der zweiten Förderlinie werden Expertengruppen bzw. Kompetenzzentren für Hochschullehre geschaffen. Auf diese Weise sollen vorhandene und noch zu sammelnde Kenntnisse und Erfahrungen zur Verbesserung der Lehrqualität, z.B. in Fachzentren, für einzelne Disziplinen oder Fächergruppen gebündelt werden. Zentren können auch von mehreren Hochschulen gemeinsam getragen werden.

In einer dritten Förderlinie können internationale Konferenzen, Workshops und Symposien beantragt werden. Außerdem werden die beiden Stiftungen gemeinsam vier Regionalkonferenzen im Norden, Osten, Süden und Westen Deutschlands ausrichten. Die Veranstaltungen sollen Foren für die Diskussion zur Verbesserung der Lehrqualität bieten und Anstöße für weitere Initiativen geben.

Die Förderlinien stehen allen Fächern offen. In den ersten beiden Förderlinien erfolgt die Antragstellung in einem zweistufigen Verfahren. Zunächst können bis zum 31.7.2009 Projektskizzen eingereicht werden. In der dritten Förderlinie werden Anträge jederzeit entgegengenommen.

Näheres zu den drei Förderlinien finden Sie im Anhang zu dieser Pressemitteilung. Alle Details zur Ausschreibung sind einem „Merkblatt zur Antragstellung“ zu entnehmen, zu finden auf der Website der Stiftung Mercator unter http://www.stiftung-mercator.de/zukunft-der-lehre und der VolkswagenStiftung unter http://www.volkswagenstiftung.de/zukunft-der-lehre.

Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an:

Christiane Reusch
Leiterin Kommunikation
Stiftung Mercator
Tel.: 0201-24522-42
reusch@stiftung-mercator.de
Christian Jung
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VolkswagenStiftung
Tel.: 0511-8381-380
jung@volkswagenstiftung.de
Über die Stiftung Mercator:
Die Stiftung Mercator gehört zu den großen deutschen Stiftungen. Sie initiiert und unterstützt Projekte für bessere Bildungsmöglichkeiten an Schulen und Hochschulen. Im Sinne Gerhard Mercators fördert sie Vorhaben, die den Gedanken der Weltoffenheit und Toleranz durch interkulturelle Begegnungen mit Leben erfüllen und die den Austausch von Wissen und Kultur anregen. Die Stiftung zeigt neue Wege auf und gibt Beispiele, damit Menschen – gleich welcher nationalen, kulturellen und sozialen Herkunft – ihre Persönlichkeit entfalten, Engagement entwickeln und Chancen nutzen können. So möchte sie Ideen beflügeln. Ihre Arbeitsweise ist geprägt von einer unternehmerischen, internationalen und professionellen Haltung. Dem Ruhrgebiet, der Heimat der Stifterfamilie, fühlt sie sich in besonderer Weise verbunden.

Über die VolkswagenStiftung:

Die VolkswagenStiftung fördert Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre. Sie ermöglicht Forschungsvorhaben in zukunftsträchtigen Gebieten und hilft wissenschaftlichen Institutionen bei der Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für ihre Arbeit. Besondere Aufmerksamkeit widmet sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs sowie der Zusammenarbeit von Forschern über disziplinäre und staatliche Grenzen hinweg. Die Stiftung verfügt heute über ein Kapital von rund 2,4 Milliarden Euro, das sie so ertragreich und nachhaltig wie möglich anlegt. Sie ist wirtschaftlich autark und in ihren Entscheidungen autonom. Sie kann Mittel für alle wissenschaftlichen Bereiche vergeben und fördert Geistes- und Gesellschaftswissenschaften ebenso wie die Natur- und Ingenieurwissenschaften und die Medizin. Die VolkswagenStiftung gibt der Wissenschaft Impulse, indem sie immer wieder neue Förderinitiativen entwickelt, mit denen sie einerseits auf neue Forschungsgebiete, -inhalte und -methoden aufmerksam macht und andererseits Anstöße gibt zur Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für Forschung und Lehre sowie der internationalen Zusammenarbeit.

Näheres zu den drei Förderlinien

1. Entwicklung und Erprobung neuer Curricula bei Bachelor-Studiengängen

Was muss, was sollte der Absolvent eines Bachelor-Studiengangs wissen und können? Und wie lässt sich eine neue Balance finden zwischen dem wissenschaftlich notwendigen Grad der Spezialisierung und der Herausbildung von Überblickskompetenz und Urteilsfähigkeit jenseits des eigenen Fachgebiets? Diese Fragen zeigen, dass die beiden Stiftungen mit der ersten Förderlinie ganz zentral die inhaltliche Ausgestaltung von Curricula in den Blick nehmen und damit auf eine konsequente Umsetzung der Kernanliegen des Bologna-Prozesses zielen. Konkret geht es darum, Anreize zu schaffen für inhaltlich durchdachte oder neu gestaltete und zugleich beispielgebende Bachelor-Studiengänge, die die Vermittlung von Basiswissen und Überblickskompetenz in Einklang bringen mit der wissenschaftlich gebotenen Spezialisierung. Die Stiftungen fördern dabei auch die Entwicklung und Erprobung von Curricula, die von mehreren Institutionen gemeinsam getragen werden oder die – wo es sich fachlich oder räumlich anbietet – auch nationale Grenzen überschreiten. Denkbar sind hier beispielsweise universitäre Verbünde, die ihre Curricula untereinander so abstimmen, dass Studierende zwischen den beteiligten Universitäten nicht nur wechseln können, sondern gezielt dazu motiviert werden. Denkbar wäre auch, dass sich mehrere Fachbereiche in den Hochschulen zusammenschließen, um gemeinsam in einem bestimmten Gebiet einen neuen Studiengang zu entwickeln.

Wichtig sind den Stiftungen vor allem die inhaltliche Kohärenz, die konsequente Ausrichtung der einzelnen Studienbausteine an den jeweiligen Bildungszielen und die strategisch überzeugende Darlegung der Konzepte. Daher können sich in dieser Förderlinie auch erfolgversprechend gestartete, beispielhafte Bachelor-Studiengänge mit Pilotcharakter um zusätzliche Mittel bewerben. Generelles Ziel ist eine sowohl für die Studierenden als auch für das Profil der jeweiligen Hochschule erfolgreiche Umsetzung eines Weg weisenden Curriculums im 'alltäglichen' Hochschulbetrieb. Solch eine Verankerung kann sich unter anderem zeigen an einer sichtbaren Verbesserung der Betreuungsrelationen, sinkenden Abbrecherquoten, einer besseren Platzierung der Absolventen oder einer steigenden – internationalen – Mobilität der Studierenden (und gegebenenfalls auch der Lehrenden).

2. Expertengruppen und Kompetenzzentren

Mit dieser zweiten Förderlinie sollen Zentren für Lehr- und Lernforschung sowie Curriculumentwicklung auf den Weg gebracht werden, wie sie hierzulande bislang noch nicht existieren. Die beiden Stiftungen halten es für dringlich, vorhandene und zu sammelnde Kenntnisse und Erfahrungen in Form von Expertengruppen bis hin zu Kompetenz- und Fachzentren zumindest an einigen Orten in Deutschland zu bündeln. An diesen Orten soll praxisnahe, in Gestalt konkreter Curricula umsetzbare Forschung betrieben werden. Entsprechend ist es in einem weiteren Schritt das Ziel, die experimentell entwickelten Curricula – und zwar wissenschaftlich begleitet – konkret zu implementieren.

Aufgrund der Unterschiede in den Arbeitsweisen, Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Fächer werden die Zentren und Gruppen möglichst fachnah organisiert sein – ohne jedoch Fachgrenzen zu zementieren. Besonders erwünscht sind vielmehr eine interdisziplinäre, problemorientierte Zusammenarbeit und die Etablierung von Partnerschaften mit anderen Zentren oder Gruppen. Die neuen Einheiten sollten auf nationaler Ebene agieren, jedoch international vernetzt sein. Ziel ist zudem, dass Praktiker aus Hochschule und (Hochschul-)Politik mitwirken, damit die Forschungsaktivitäten der Expertengruppen und Kompetenzzentren von Beginn an praxisorientiert ausgerichtet sind. Alles in allem geht es den beiden Stiftungen darum, über diese zweite Förderlinie eine nachhaltige Infrastruktur zu schaffen, die alle relevanten Aspekte der Hochschullehre erforscht, stützt und stärkt.

Mittelfristiges Ziel ist, dass die Förderlinien 1 und 2 wechselseitig vernetzt werden. Dies könnte zum einen dadurch geschehen, dass die praktische Umsetzung der curricularen Konzepte (Förderlinie 1) wissenschaftlich gezielt begleitet und kontinuierlich evaluiert wird. Zum anderen könnten die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Forschung (Förderlinie 2) unmittelbar als Anregungen in die Praxis einfließen und dort ihrerseits auf Tauglichkeit für curriculare Anwendung getestet werden.

3. Veranstaltungen

In der Startphase der neuen Stiftungsinitiative werden Stiftung Mercator und VolkswagenStiftung insgesamt vier Regionalkonferenzen (im Norden, Süden, Osten und Westen Deutschlands) ausrichten, in denen Wissenschaftsminister, Rektoren, Prorektoren, Studienberater und Dekane mit Lehrpreisträgern und anderen Hochschulmitarbeitern ausgewiesener Lehrkompetenz Erfahrungen austauschen und Best-Practice-Beispiele vorstellen.

Darüber hinaus wollen die beiden Stiftungen gemeinsam mit europäischen Partnerstiftungen internationale Konferenzen, Workshops und Symposien anstoßen mit dem Ziel, neue Diskussionsplattformen für länderübergreifende Vergleiche aufzubauen. Auf diese Weise lässt sich die Debatte über dringend erforderliche Reformschritte auch inhaltlich vorantreiben. Zudem kann es auf diesem Weg gelingen, die sowohl für die Problemwahrnehmung als auch für die Entwicklung von Lösungsvorschlägen und deren Umsetzung unverzichtbare europäische Perspektive und Vernetzung in den nationalen Prozess zu integrieren.

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