Das Trocknen ist kein Rätsel mehr
Institut für Thermische Verfahrenstechnik entwickelt neue Messtechnik
Wann ist eine aufgetragene Flüssigkeit in allen Schichten wirklich trocken? Der Laie tastet, um diese Frage zu beantworten – und holt sich meistens schmutzige Finger. Das Institut für Thermische Verfahrenstechnik an der Universität Karlsruhe kennt einen effektiveren Weg: Es hat jetzt eine bahnbrechende Messtechnik erarbeitet, mit der bestimmt werden kann, wie sich die Konzentrationsprofile der Lösemittel in einem aufgetragenen Polymerfilm ausbilden. Wilhelm Schabel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut und Projektbearbeiter, hat mit seinen Forschungsergebnissen weltweit für Aufsehen gesorgt.
Wer schon einmal sein Fahrrad umlackiert hat, kennt das Problem: Der neue Lack sieht trocken aus, die Fingerprobe jedoch beschert hässliche Abdrücke. Der Lack war an der Oberfläche trocken, die unteren Schichten indes noch nass. Was da im Kleinen passiert ist, bereitet vielen auch im Großen Kopfzerbrechen – Herstellern von Videobändern und Klebestreifen zum Beispiel oder von Nikotinpflastern und Retard-Pillen. Der 29-jährige Schabel kann ihnen helfen: Seine Messtechnik koppelt ein konfokales Mikroskop und die übliche Ramanspektroskopie. Damit können erstmals die Konzentrationsprofile von Lösemitteln im trocknenden Polymerfilm gemessen werden. Die Proben werden von unten vermessen, sodass Trocknungsluft über die Probe strömen kann. Mit dieser Messmethode kann nun genau bestimmt werden, in welcher Zeit ein Polymerfilm durch einen Luftstrom mit entsprechender Temperatur vollständig getrocknet werden kann.
Professor Dr. Matthias Kind, der Leiter des Instituts, hat das Projekt mit 200.000 Euro aus Universitätsmitteln angeschoben, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert es jetzt mit 170.000 Euro. Zusammen mit der Industrie will das Institut die Messtechnik nun anwenden.
Nähere Informationen:
Wilhelm Schabel
Institut für Thermische Verfahrenstechnik
Telefon: 0721/608-3765
E-Mail: Willi.Schabel@ciw.uni-karlsruhe.de
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