Altersvorsorge: Erbe bietet keine Garantie

Eine Erbschaft ersetzt die individuelle private Altersvorsorge nur sehr selten. Zu diesem Ergebnis kommen Volkswirte der Deutschen Postbank AG in einer gestern, Montag, veröffentlichten Analyse, die sich an einem Gutachten über die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Erbschaften und Vermögensverteilung orientiert. An der Erhebung beteiligt waren die Forschungsgruppe Altern und Lebenslauf der Freien Universität Berlin (FALL) sowie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). „Generell sind Erbschaften nur schwer planbar, wobei diese als intergenerationale Transfers zum einen bereits Schenkungen zu Lebenszeiten sowie Vermögensübertragungen nach dem Tod beinhalten“, erläutert Jürgen Schupp, wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIW, im Gespräch mit pressetext.

Rund 50 Prozent der Haushalte, in denen der Haupteinkommensbezieher zwischen 40 und 85 Jahren alt ist, bekommen nach Berechnungen der FALL fast nichts. Die andere Hälfte erhält zwar ein Erbe, dennoch überschreitet der vererbte Nachlass nur bei rund einem Viertel dieser Haushalte die Schwelle von 51.129 Euro (entspricht 100.000 DM, berechnet von 1999 bis 2002). Erbschaften, die 255.646 Euro (entspricht 500.000 DM) oder mehr ausmachen, entfallen auf weniger als sechs Prozent der Erbenhaushalte. Diese Zahlen stellen sich vor dem Hintergrund dar, dass in Deutschland jährlich rund 170 Mrd. Euro vererbt werden – diese Summe entspricht rund zehn Prozent des Volkseinkommens.

Vor dieser gravierenden Verteilungsproblematik kommt Schupp zu dem Schluss, dass die private Altersvorsorge in den meisten Fällen als zwingend notwendig zu erachten und nicht durch eine Erbschaft zu ersetzen ist. Der Experte weist darauf hin, dass der Gesamtnachlass in den meisten Fällen nicht zu 100 Prozent an die Privathaushalte geht, sondern zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auch an Kirchen, Institutionen und/oder Stiftungen. Die Experten geben sich jedoch vorsichtig optimistisch und prognostizieren in den kommenden Jahren einen Anstieg des zu erwartenden Erbvolumens und einen damit verbundenen Ausgleich der relativen Vermögensverteilung.

Mit Blick auf die jetzige Erbsituation wird deutlich, dass die heute älteste Generation bedingt durch den Zweiten Weltkrieg und der schwierigen Nachkriegsjahre damals in das Berufsleben eintraten und ein anderes Konsumverhalten besitzen als heutige Nachfolgegenerationen. „Diese Nachkriegsgeneration ist geprägt von Entbehrungen und einer positiven Einstellung zum Zurücklegen für die Altersvorsorge, was sie gleichzeitig auch risikoaverser zu heutigen Generationen macht“, betont Schupp. Der geringe Spielraum für eine Vermögensbildung zeige sich in besonderem Maße auch für die Bürger der ehemaligen DDR. Auch in diesem Fall wurden die Chancen zur Bildung von privatem Vermögen bis zur Wende teils erheblich dezimiert.

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Florian Fügemann pressetext.deutschland

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