Stromversorgung wird zum Standortfaktor

Versorgungszuverlässigkeit und Spannungsqualität sind für den Industriestandort Deutschland entscheidende Faktoren. Um die künftigen Anforderungen an die Stromqualität zu erfüllen, müssen einer aktuellen Studie des VDE zufolge die Stromnetze ausgebaut und intelligenter werden.

Die deutschen Stromnetze und –leitungen werden zu einer zunehmend knappen Ressource der Energieversorgung. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie „Versorgungsqualität im künftigen deutschen Stromversorgungssystem“ der Energietechnischen Gesellschaft (ETG) im VDE. Der Studie zufolge befindet sich die Versorgungsqualität in Deutschland zurzeit noch auf einem hohen Niveau. Die Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik des Verbandes der Netzbetreiber (VDN) zeige allerdings, dass in Deutschland im Jahre 2004 die durchschnittliche Ausfallzeit von zuvor 15 auf 23 Minuten pro Jahr angestiegen sei.

In der Studie wird darauf hingewiesen, dass bis 2020 auf Grund ihres Alters und politischer Entscheidungen etwa 50 Prozent der heute existierenden Kraftwerksleistung ersetzt werden. Das liegt zum einen an der Liberalisierung der Strommärkte und dem daraus resultierenden Kapazitätsbedarf. Als weiterer Aspekt kommt der zunehmende Anteil erneuerbarer Energien hinzu. Um dieser Situation gerecht zu werden, müssen die Betreiber neue Netzstrukturen installieren, um insbesondere im Falle der Windenergie die schwankenden Leistungen kompensieren zu können.

Hinzu kommt, dass die Standorte der Erzeugungsanlagen für Wind, Sonne, Wasser und Biomasse nicht frei wählbar sind. Das Netz muss daher zu den neuen Einspeisepunkten, die zum Teil weit vor der deutschen Küste liegen, erweitert werden. Für die Integration erneuerbarer und verteilter Erzeugung in bestehende Netze müssen diese Anlagen ein vergleichbares Anforderungsprofil wie konventionelle Kraftwerke erfüllen.

Der VDE empfiehlt in der Studie, durch moderne technische Lösungen wie Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen (HGÜ) oder den Einsatz leistungselektronischer Betriebsmittel die Übertragungsnetzkapazitäten zu erhöhen. Zudem sei mit Hilfe dieser Techniken eine flexiblere Lastflusssteuerung möglich. Um wiederum kritische Netzsituationen meistern zu können, empfiehlt der VDE auch die Einführung großräumiger Automatisierungs-, Schutz- und Überwachungseinrichtungen sowie eines Echtzeit-Sicherheitsmanagements, das in kritischen Situationen Stabilisierungsmaßnahmen vorschlägt. Dem Verband zufolge ließe sich das vorhandene Netz auf diese Weise besser nutzen. Im Ergebnis würden weniger zusätzliche Leitungsstrassen benötigt. Dies spare Kosten und schone die Umwelt. Ausgerüstet mit entsprechenden IT-Systemen könnten sich künftig intelligente Stromnetze verwirklichen lassen, die auch als „Smart Grids“ bezeichnet werden.

Versorgungszuverlässigkeit und Spannungsqualität seien für die Industrie in Deutschland entscheidende Standortfaktoren, mahnt der VDE. So seien viele Produktionen speziell im High-Tech-Bereich auf ein höchstes Qualitätsniveau in der Stromversorgung angewiesen. Dazu zählten die die Chip- und Automobilindustrie sowei die Informations- und Telekommunikationstechnologie, bei der 80 Prozent der auftretenden Datenverluste auf Spannungsprobleme zurückzuführen seien.

Media Contact

Rolf Froböse Rolf Froböse

Weitere Informationen:

http://www.vde.com

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