Niederlassungsfreiheit zum 1. Oktober 2005 beschleunigt Konzentration im deutschen Autohandel

Gemeinsame Studie von KPMG und der Fachhochschule Gelsenkirchen

Über 25 Prozent aller selbstständigen Autohändler werden in den kommenden zehn Jahren aus dem Markt ausscheiden. Viele von ihnen werden voraussichtlich von größeren Autohaus-Gruppen übernommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie von KPMG und der Fachhochschule Gelsenkirchen, bei der rund 110 Inhaber und Geschäftsführer von größeren Autohandelsunternehmen in Deutschland und der Schweiz befragt wurden. Ziel war es unter anderem, die Folgen der zum 1. Oktober 2005 in Kraft tretenden Niederlassungsfreiheit für Autohändler („location clause“) abzuschätzen. Von diesem Tag an ist es diesen möglich, ohne Herstellergenehmigung in allen 25 EU-Staaten neue Vertriebspunkte zu eröffnen oder durch die Übernahme bestehender Betriebe das eigene Wachstum zu forcieren.

70 Prozent der befragten Unternehmen gehen demnach davon aus, dass sich ausländische Autohaus-Gruppen in Deutschland stark ausbreiten werden. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass Unternehmen aus Österreich, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, aber auch aus England, zunehmend in Deutschland investieren werden. Jeder zweite Befragte rechnet damit, dass der Anteil ausländischer Händler am Automobilvertrieb in Deutschland bis zum Jahr 2015 von heute weniger als zwei Prozent auf über fünf Prozent steigen wird.

Peter Wiegand, Partner im Bereich Advisory von KPMG: „Der in den letzten fünf Jahren begonnene Konzentrationsprozess im deutschen Automobilhandel wird durch die neue Niederlassungsfreiheit offenbar beschleunigt. Damit wächst der Druck auf die kleinen Autohäuser, insbesondere in den städtischen Vertriebsgebieten. Der Drang deutscher Autohaus-Gruppen ins europäische Ausland ist dagegen nicht so deutlich ausgeprägt: 60 Prozent der befragten Geschäftsführer rechnen damit, dass die neue Niederlassungsfreiheit die Auslandsexpansion deutscher Händler nur weniger stark fördert.“

Deutscher Markt mit vergleichsweise hoher Händlerdichte

Die Verkaufsflächen im deutschen Automobilhandel haben sich in der Vergangenheit nur unwesentlich verringert. Die Verkaufsfläche pro Marke ist aber durch die Zunahme des Mehr-Markenvertriebs verkleinert worden.

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research der Fachhochschule Gelsenkirchen: „Da der deutsche Automobilmarkt mit einem langfristigen Marktvolumen von 3,3 Millionen bis 3,5 Millionen Neuwagen im Prinzip konstant bleibt und der Fahrzeug-Bestand ebenfalls nur unwesentlich wächst, wird der Kuchen für die Händler nicht größer – allerdings der Kampf um die einzelnen Kuchenstücke härter. Dabei ist der deutsche Automobilmarkt chronisch mit Händlern überbesetzt, wie ein Vergleich mit den USA zeigt. Während pro Autohandelsbetrieb in den USA durchschnittlich 727 Neuwagen im Jahr verkauft werden, sind es in Deutschland lediglich 181. Die stärkeren Schutzgesetze durch die frühere Gruppenfreistellungsverordnung haben in der Vergangenheit den Anpassungsprozess eingeschränkt. Umso komplexer werden sich folglich die notwendigen Anpassungen darstellen, denen Unternehmer im Automobilhandel künftig ausgesetzt sein werden.“

Die Studie von KPMG und der Fachhochschule Gelsenkirchen erscheint im November 2005 als Broschüre.

Media Contact

Thomas Blees KPMG

Weitere Informationen:

http://www.kpmg.de

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