Freie Erfinder als Know-how-Reserve

Was die meisten Privaterfinder selbst nach langjähriger Praxis oftmals nicht erfahren haben, bringt jetzt überraschend eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) an den Tag: Vier von fünf deutschen Firmen sind an Entwicklungen freier Erfinder allgemein interessiert.

Für eine konkrete Kooperation sehen viele Firmenchefs jedoch Hindernisse, wie die Studie über die „Relevanz neuer Produktidee von freien Erfinderinnen und Erfindern für Unternehmen“ ausweist: Die Ideen seien oft zu wenig ausgereift, auf den ersten Blick nicht erfolgversprechend und marktfähig – und verursachten bei einem genauen Check einen zu hohen Prüfaufwand.

In Deutschland gibt es mehrere Tausend Hobbyerfinder mit einer vergleichsweise beachtlichen Patent-Anmeldungsrate von über zehn Prozent. Ihr zentrales Manko: Erfinder benötigen zur Umsetzung cleverer Ideen in vermarktungsfähige Produkte faire und leistungsstarke Partner aus dem Mittelstand. Doch der hielt sich bei Innovationen „von unten“ bisher eher zurück. Entsprechend selten sind Positivbeispiele wie jüngst ein Spargelernte-Halbautomat, den ein Wolfsburger Unternehmen nach der Grundidee eines hessischen Erfinders entwickelt (www.ai-solution.de).

Weil die mittelständische Erfinderabstinenz weit verbreitet ist, nehmen Hobbyerfinder die Vermarktung ihrer Erfindungen oft selbst in die Hand. So Unternehmensgründer Torsten Menzel, der für die Produktion eines mobilen Zaunsystems für Pferde eine eigene Firma in Salzwedel (Sachsen-Anhalt) gegründet hat (www.roflexs.com).

Auch die ehemalige Sozialarbeiterin Beate Markofsky aus Bissendorf (Osnabrücker Land) ging diesen Weg, um ihren „bm Schreibhefter“ – eine clevere Kombination aus Schreibheft und Schnellhefter für Schul- und Seminarunterlagen – an den Mann zu bringen (www.bmschreibhefter.de).

„Dennoch sind 62 Prozent der befragten Unternehmen bereit, ihr Innovationsmanagement für externe Ideen zu öffnen“, kommentierte Erfinder-Expertin Beate Treu das Umfrage-Ergebnis. Insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen ohne eigene Forschung und Entwicklung sind auf Grund des globalen Wettbewerbsdrucks mehr denn je auch auf Ideen von außen angewiesen. Als Ideenlieferant könnte das bundesweite Netzwerk der Erfinderclubs mit seinen über 100 Standorten dienen. Hier werden jährlich über Hundert Ideen produziert; manche davon sind noch in einem frühen Entwicklungsstadium, viele können aber durchaus den Funktionsnachweis durch einen Prototypen erbringen und warten nur darauf, von einem Unternehmer aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden.

Kontakt:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
INSTI-Erfinderclubs
Beate Treu
Tel.: 0221 4981-839
E-Mail: treu@iwkoeln.de

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Hans-Werner Oertel InnoMedia

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