EU-Projekt befasst sich mit trocken fallenden Flüssen

Ein vertrocknetes Flussbett Ende August irgendwo in Südeuropa: Über die Sommermonate gab es so gut wie keinen Niederschlag. Auf der harten Erdoberfläche haben sich Ablagerungen angesammelt.

Wenn es jetzt regnet, wird die oberste Schicht durch den Niederschlag komplett abgetragen. Häufig werden auf diese Weise große Mengen an Schadstoffen, beispielsweise Schwermetalle oder Dünger, auf einmal freigesetzt.

Mit Situationen wie diesen befasst sich ein Projekt an der Leibniz Universität Hannover unter der Leitung von Dr.-Ing. Melanie Bauer, Bereichsleiterin Wasserressourcenbewirtschaftung am Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik. Das Vorhaben ist Teil des Projekts Mediterranean Intermittent River Management (MIRAGE), das die Europäische Union (EU) mit insgesamt rund 3,5 Millionen Euro fördert.

Neben der Leibniz Universität sind Hochschulen aus den Niederlanden, Griechenland, Italien, Spanien, Frankreich, Portugal und Großbritannien sowie eine marokkanische Universität an MIRAGE beteiligt.

Ziel des Projekts ist es, dazu beizutragen, die Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 europaweit umzusetzen. Diese EU-Verordnung listet auf, was in Europa geschehen muss, um einen guten ökologischen Zustand zu erreichen. Dabei sind die sogenannten temporären Flüsse, also die trocken fallenden Flüsse, für die allgemeine Wasserversorgung enorm wichtig. Lokale Wasserverbände und -organisationen im Mittelmeerraum stehen deshalb vor großen Herausforderungen.

Eine adäquate Umsetzung der Richtlinie für temporäre Gewässer erfordert neue Konzepte und neue Methoden der hydrologischen und ökologischen Charakterisierung. Gleichzeitig wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die vorhandenen Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit unter extremen Bedingungen überprüfen. Die Forscherteams untersuchen dabei unterschiedliche Flusseinzugsgebiete aller südeuropäischen EU-Mitgliedsstaaten und Marokkos. Das Projekt dazu beitragen, ein in die Wasserrahmenrichtlinie integriertes Wasserressourcen-Management zu schaffen. Ferner soll ein allgemeiner Leitfaden zur Umsetzung der EU-Verordnung im Mittelmeerraum entstehen. Dabei stehen die temporären Flüsse im Mittelpunkt.

Charakteristisch für temporäre Flüsse sind Ablagerungen von Schad- und Nährstoffen während lang anhaltender Trockenphasen. Heftige Regenfälle, die häufig im Anschluss an Trockenperioden einsetzen, spülen die Schadstoffe dann in tiefer liegende Seen oder Flüsse (first-flush event). Die Folgen sind oft nicht abzusehen. So gibt es beispielsweise in Frankreich eine Austernfarm, die an einer Lagune unterhalb eines trocken fallenden Flusses angesiedelt ist. Schadstoffe, die in die Lagune gelangen, sorgen für ein Absterben der Austernpopulation und verursachen Schäden von mehreren Millionen Euro.

Allgemein verursachen trocken fallende Flüsse eine Vielzahl von Problemen, mit denen die Verantwortlichen bei den wasserwirtschaftlichen Einrichtungen vor Ort konfrontiert werden. So müssen sie beispielsweise die Wasserversorgung sichern, den Hochwasserschutz organisieren und versuchen, die Wasser- und Bodenverschmutzung einzudämmen.

Vorangegangene EU-Projekte hatten bereits die Wasserqualität von temporären Flüssen als Thema und liefern wichtige Informationen über das spezielle hydrologische Verhalten von temporären Flüssen sowie einen Einblick in deren Sedimentdynamik und die auftretenden „First-Flush“-Effekte. Insbesondere haben die Forscherinnen und Forscher dort erste Erkenntnisse über die sich verändernde Wasserqualität gewonnen. Bislang sind allerdings weder diese Erkenntnisse noch die daraus resultierenden Anforderungen an ein integriertes Wasserressourcen-Management eindeutig in der Wasserrahmenrichtlinie verankert.

Media Contact

Dr. Stefanie Beier idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-hannover.de

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