Bioprinting von künstlichen menschlichen Geweben

Vitalität und Aktivität der menschlichen Stammzellen, die in ein Alginat-Hydrogel eingebettet wurden, wird anhand ihres Sauerstoffverbrauchs sichtbar. ©Ashwini Rahul Akkineni, TU Dresden

Ein Forscherteam der TU Dresden entwickelte gemeinsam mit Kollegen von der Universität Kopenhagen eine neue Methode, die eine zerstörungsfreie Messung der lokalen Sauerstoffkonzentration in solchen künstlichen Geweben erlaubt.

Eine neuartige Methode kann helfen, den Bedarf von lebensnotwendigem Sauerstoff zu ermitteln.

Gedruckte Gewebskonstrukte sollen in Zukunft krankhafte oder zerstörte Gewebe von Patienten ersetzen, z.B. Knorpel oder hormonproduzierendes Drüsengewebe. Eine andere wichtige Anwendung ist die Erzeugung von Krankheitsmodellen, z.B. für Tumorerkrankungen, um neue Medikamente testen zu können.

Forscher arbeiten weltweit intensiv an der Entwicklung von Methoden des Bioprinting, also dem 3D-Druck von in Biomaterialien eingebetteten Zellen, mit dem Ziel, menschliche Gewebe künstlich herzustellen. Problematisch dabei ist die Versorgung der Zellen im Inneren solcher Konstrukte; ein Mangel zum Beispiel an Sauerstoff führt zu deren schnellen Absterben.

Ein Forscherteam der TU Dresden um Prof. Michael Gelinsky (Dr. Ashwini Rahul Akkineni, Dr. Anja Lode und Dr. Felix Krujatz) entwickelte gemeinsam mit Kollegen von der Universität Kopenhagen (Prof. Michael Kühl und Mitarbeiter) eine neue Methode, die eine zerstörungsfreie Messung der lokalen Sauerstoffkonzentration in solchen künstlichen Geweben erlaubt.

Damit kann erstmals online der Sauerstoffgehalt in der unmittelbaren Umgebung solcher Zellen über die Zeit ermittelt werden. Diese Methode erlaubt auch die Untersuchung des Sauerstoffverbrauchs durch die Zellen – je vitaler und aktiver die Zellen sind, umso mehr Sauerstoff verbrauchen sie. Zellen der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren, oder sich zu Knochenzellen differenzierende Stammzellen haben beispielsweise einen sehr hohen Sauerstoffverbrauch.

Mit der neu entwickelten Methode kann sehr schnell und effizient getestet werden, ob neue Materialien für das Bioprinting, sog. Bioinks/Biotinten, die Vitalität und Funktion der eingebetteten Zellen in geeigneter Weise unterstützen und eine ausreichende Durchlässigkeit für Sauerstoff aufweisen, oder ob sich eingebettete Stammzellen in die gewünschte Zellsorte entwickeln.

Das Messprinzip ist sehr einfach: den Biotinten (Hydrogelmaterialien) werden kleine Nanopartikel zugesetzt, die die Zellen nicht stören. Bei Anregung mit blauem Licht emittieren diese rotes Licht, dessen Leuchtintensität abhängig von der umgebenden Sauerstoffkonzentration ist: je mehr Sauerstoff, desto niedriger ist die Intensität.

Das ausgesendete Licht kann mit Hilfe einer Kamera eingefangen werden und somit entsteht ein Abbild der räumlichen Verteilung des Sauerstoffs im künstlichen Gewebe. Bilder können beliebig oft zu verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen werden, so dass die Entwicklung über die Zeit beobachtet werden kann.

Die Publikation ist erschienen in der Fachzeitschrift „Avanced Functional Materials“, doi.org/10.1002/adfm.201804411

Kontakt:

Prof. Dr. Michael Gelinsky

Zentrum für Translationale Knochen-, Gelenk- und Weichgewebeforschung
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und Medizinische Fakultät der Technischen Universität Dresden

Tel.: ++49/(0)351/458-6695
E-Mail: michael.gelinsky@tu-dresden.de

http://www.tu-dresden.de/med/tfo/  und www.biofabrikation.de

Media Contact

Katrin Presberger idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Atomkern mit Laserlicht angeregt

Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…

Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt

Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…

Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern

Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…

Partner & Förderer