Risikostufen von Antibiotika in der Schwangerschaft festgelegt

Klassifizierung von Medikamenten oft unzureichend

Wissenschaftler der Universitätsklinik Heidelberg haben Studien, klinische Erfahrungen und Fachinformationen von Antibiotika bezüglich deren Einnahme in der Schwangerschaft und Stillzeit ausgewertet und entsprechende Risikostufen festgelegt. Untersucht wurden alle wichtigen Antibiotika, also rund 30 Substanzen, die während einer Schwangerschaft eingenommen werden können. Bisherige Klassifizierungen seien oft in mehrfacher Hinsicht unzureichend, kritisieren die Wissenschaftler.

Ausgangspunkt war eine Anfrage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, die in ihre Behandlungs-Leitlinien zur Vorbeugung und Therapie von Herzklappen-Entzündungen in der Schwangerschaft und Stillzeit entsprechende Empfehlungen aufnehmen wollen. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sollen dadurch gezielter vermieden und das Risiko für das ungeborene Kind minimiert werden. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift der Deutschen Medizinischen Wochenschrift.

Je nach Schwangerschaftsabschnitt, in denen Medikamente eingenommen werden, können schwere gesundheitliche Schäden für das Kind entstehen. Bekanntestes Beispiel ist Contergan in den sechziger Jahren. Ärzte müssen Nutzen und Risiken von der Arzneimitteleinnahme in der Schwangerschaft besonders sorgsam abwägen und benötigen dafür zuverlässige Informationen. „Das Problem ist, dass bislang Arzneistoffe oft in Gruppen bewertet wurden, obwohl sich einzelne Substanzen in ihrem Profil deutlich unterscheiden“, erklärt Walter Haefeli, Professor am Universitätsklinikum Heidelberg, im Gespräch mit pressetext.

Die nun festgelegten Risikostufen geben Hinweise, wie hoch ein Risiko während der Einnahme in einem bestimmten Trimester der Schwangerschaft sein kann, wo es keine Erfahrungen mit dem Medikament gebe, aber auch wo keine Informationen klassifiziert seien, erläutert Haefeli. Der Forscher fordert, dass eine solche Klassifizierung zukünftig auf europäischer Ebene vom Hersteller publiziert und jedes Jahr aktualisiert wird. „Des weiteren soll die Interpretation erleichtert und nach einem einheitlichen Schlüssel gekennzeichnet werden“, erläutert Haefeli abschließend.

Media Contact

Ines Gerasch pressetext.deutschland

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wolken bedecken die Nachtseite des heißen Exoplaneten WASP-43b

Ein Forschungsteam, darunter Forschende des MPIA, hat mit Hilfe des Weltraumteleskops James Webb eine Temperaturkarte des heißen Gasriesen-Exoplaneten WASP-43b erstellt. Der nahe gelegene Mutterstern beleuchtet ständig eine Hälfte des Planeten…

Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert

Möglicher Ansatz zur Behandlung von Übergewicht… Die rapide ansteigende Zahl von Personen mit Übergewicht oder Adipositas stellt weltweit ein gravierendes medizinisches Problem dar. Neben dem sich verändernden Lebensstil der Menschen…

Maschinelles Lernen optimiert Experimente mit dem Hochleistungslaser

Ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL), des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der Extreme Light Infrastructure (ELI) hat gemeinsam ein Experiment zur Optimierung…

Partner & Förderer