Schlaue Verankerung für Stiftzähne
Dies klingt wie der Albtraum eines jeden Zahn-Patienten. Künstliche Zahnwurzelimplantate werden in den Kiefer gedübelt. Die von Wissenschaftlern der TU Berlin neu entwickelten Stiftzähne und deren Verankerungsmethode sind nicht nur besser und haltbarer, sondern auch noch preiswerter als die herkömmlichen Metallstifte.
Wenn alle Möglichkeiten der Restauration ausgeschöpft, alle Rettungsversuche vergeblich geworden sind, gibt es nur noch eine Möglichkeit: Der Zahn muss raus. Soll nun ein Stiftzahn die so entstandene Lücke schließen, dann heißt es erst einmal geduldig warten. Denn bis der Metallstift, der als Zahnwurzel fungiert, eingewachsen ist und der Zahn belastet werden darf, kann es bis zu fünf Monate dauern. Diese Geduldsprobe könnte bald der Vergangenheit angehören – Dank neuer Zahnwurzelimplantate, die ähnlich wie ein Dübel im Kiefer verankert werden.
Entwickelt wurde die neue Verankerungstechnik für Stiftzähne von Professor Dr. Helmut Käufer, Dr.-Ing. Aravind Bedekar und Dr. Alexander Bongers am Polymertechnik/Kunststofftechnikum der TU Berlin.
Die für die Implantate verwendeten Kunststoffe sind ähnlich hart wie Knochen und gleichzeitig elastisch. Die künstlichen Zahnwurzeln sind dünnwandige Zylinder mit haubenförmigem Boden und haben auf der Innenseite eine Schraube, die den Zylinder dehnt bis er fest in der Öffnung des Kiefers verankert ist – ähnlich wie ein Dübel in der Wand. Dadurch kann das Zahnwurzelimplantat, gleich nachdem es eingesetzt wurde, seine Aufgabe erfüllen und der Patient muss nicht warten, bis es eingewachsen ist. Damit das Implantat noch fester sitzt, befinden sich auf der Oberfläche Fibrillen, die den Druck auf den Kiefer beim Einschrauben abdämpfen. Zudem können daran die knochenbildenden Zellen besser anhaften als an glatten Oberflächen. Die künstliche Wurzel wird somit noch fester verankert.
Die neuartige „Dübel-Methode“ hat noch einen weiteren Vorteil – sie ist circa zehnmal kostengünstiger als die bisherige Verankerungstechnik mit Metallstiften. Die Herstellung und das Einsetzen eines Stiftzahnes würde damit nur noch mit rund 400 statt 4000 Euro zu Buche schlagen.
In Tests, die ein Jahr Kaudauer simulieren, hat sich die neue Technik bereits bewährt. Die Entwicklung stößt in der Wirtschaft auf Interesse; ein Unternehmen steht schon in den Startlöchern, um diese Wurzelimplantate zu produzieren. Bisher fehlt allerdings noch die medizinische Zulassung des Verfahrens.
Datenbank
Forschungsprojekt: Neue Verankerungstechnik für Stiftzähne
Ansprechpartner: Prof. Dr. Helmut Käufer, Dipl.-Ing. Diana J. Tartakowska, E-Mail: diana.tartakowska@tu-berlin.de
Kontakt: TU Berlin, Institut für Werkstoffwissenschaften und -technologien, Fasanenstr. 90, 10623 Berlin, Tel: 030/314-24217, Fax: 030/ 314-21108, http://www.tu-berlin.de/fb6/polymer
Fachgebiet: Polymertechnik
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.tu-berlin.de/fb6/polymer http://www.tu-berlin.de/forschung-aktuellAlle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften
Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.
Neueste Beiträge
Atomkern mit Laserlicht angeregt
Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…
Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt
Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…
Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern
Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…