Galileo Labs: Bessere Peilung mit Konzept

Die Galileo-Empfangstechnik zeichnet sich durch ihre hohe Genauigkeit aus. Mit dem System lassen sich beispielsweise Lawinenopfer präzise orten. (© Fraunhofer IML)<br>

Routen berechnen, Fahrzeuge finden, Waren verfolgen oder einfach nur wissen, wo man sich gerade befindet: Autofahrer und Segler setzen Satellitennavigation heute schon ganz selbstverständlich ein und auch Rettungskräfte und Logistikdienstleister haben die Potenziale bereits für sich entdeckt.

Bislang basieren die Anwendungen hauptsächlich auf den öffentlich zugänglichen Peilsignalen des militärisch geprägten Global Positioning Systems (GPS). Wenn 2012 die ersten vier von insgesamt 30 Satelliten des europäischen globalen Navigations-Satellitensystems (GNSS) Galileo ihren Dienst aufnehmen, profitieren vor allem zivile Nutzer.

»Für sie verbessert sich die Satellitennavigation sukzessive auf allen Ebenen«, stellt Wolfgang Inninger vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Prien fest. Die Ortung via Satellit wird zuverlässiger, genauer und sicherer: Zum einen können Nutzer auf mehr Satelliten zugreifen. Zudem soll Galileo für verschiedene Dienste eine Funktion bieten, die die Korrektheit der übertragenen Positionsdaten überprüfbar macht. Die Funktion ermöglicht es beispielsweise, Umweltmessungen im fließenden Verkehr durchzuführen: Daten aus solchen Messungen können amtlich nur verwendet werden, wenn sie »gerichtsfest« sind, das heißt wenn sich jeder Messwert eindeutig einem Messort zuordnen lässt. GPS-Ortungen leisten das bislang nicht.

Konzepte, wie sich die neuen Möglichkeiten in dem GNSS nutzen lassen, zeigen die fünf Galileo Labs der Fraunhofer-Gesellschaft an den Standorten Berlin, Dortmund, Dresden, Erlangen und Prien. Im Berliner Lab am Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM in Freiburg entsteht derzeit ein mobiles Umweltmonitoring-System zur Schadgas- und Feinstaub-Messung. Es soll die Erkenntnisse aus stationären Umweltmessungen um Echtzeitdaten direkt aus dem Verkehrsgeschehen ergänzen. Wissenschaftler des IML Prien haben bereits Anfang letzten Jahres ein Galileo-gestütztes Ortungssystem für Lawinenopfer erfolgreich getestet – gemeinsam mit örtlichen Rettungskräften in der Galileo-Test- und Entwicklungsumgebung (GATE) in Berchtesgaden. Dort senden Pseudosatelliten auf acht Berggipfeln im Rahmen von Anwendungstests Galileo-Signale aus. »Bei diesem Feldtest haben wir die >Lawinenopfer

Insgesamt könnte sich allein schon durch mehr Satelliten die Lokalisierungsgenauigkeit bei allen GNSS-Anwendungen verdoppeln, schätzt er. Die meisten Endgeräte werden künftig sowohl GPS- als auch Galileo-Signale nutzen können, manche Geräte auch in Verbindung mit weiteren Lokalisierungstechniken. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen arbeiten im Galileo Lab Erlangen an einer Kombination aus Galileo- und WLAN-Peilung für die Indoor-Ortung, um etwa Feuerwehrleuten die Orientierung in brennenden Gebäuden zu erleichtern. Nach demselben Prinzip könnte sich künftig auch die Lagerverwaltung im Handel oder in produzierenden Unternehmen vereinfachen: Am Galileo Lab Dortmund entwickeln Logistiker ein System, das Paletten mittels Satelliten-Peilung vollautomatisch im Blick behält – sowohl in der Lagerhalle als auch im Freien.

Insgesamt forschen acht Fraunhofer-Institute der Fraunhofer-Allianz Verkehr (www.verkehr.fraunhofer.de) in Galileo Labs an GNSS-Anwendungen. Projekte aus den Labs werden auf der Hannover Messe vom 4. bis 8. April am Fraunhofer-Stand »Forschung für die Mobilität von morgen« in Halle 2, D22 vorgestellt.

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Wolfgang Inninger Fraunhofer Mediendienst

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