Was im Fenchelsamen enthalten ist

Physikochemiker der Universität Jena entwickeln neue Methode zur Qualitätskontrolle


Zu einer schnellen und zuverlässigen Qualitätskontrolle von ätherischen Ölen können Wissenschaftler der Universität Jena in Zukunft einen entscheidenden Beitrag leisten. Mit Hilfe einer speziellen Spektroskopie-Methode sind Prof. Dr. Jürgen Popp und seine Mitarbeiterin Dr. Marion Strehle in der Lage, ohne Zeitverlust direkt den Gehalt und die Zusammensetzung der ätherischen Öle von Fenchelsamen zu bestimmen und somit Aussagen über deren Qualität zu machen.

Ätherische Öle gehören zu den teuersten Naturstoffen. Mit ihren intensiven Düften, antiseptischen und anderen medizinisch wirksamen Eigenschaften finden sie breite Verwendung in Kosmetika, Arznei- und Lebensmitteln. Manche dieser Öle sind sehr teuer, wobei der Preis erheblich von der Qualität abhängt. Diese wird von genetischen Faktoren bestimmt, aber auch von den Wachstumsbedingungen und dem Erntezeitpunkt maßgeblich beeinflusst.

Bisher konnte man den Gehalt an ätherischen Ölen nur mittels der Gaschromatographie bestimmen. Dieses Verfahren ist jedoch zeitraubend und erfordert eine aufwändige Aufarbeitung der Proben, bei der man die Öle aus der Pflanze oder den Samen extrahiert. „Dieses Vorgehen kann die Zusammensetzung und den Gehalt der Öle in den Proben verändern, so dass die Ergebnisse nicht die Qualität der Öle in der Pflanze selbst widerspiegeln“, betont Dr. Marion Strehle. Deshalb hat sie in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ) in Quedlinburg die nach einem indischen Physiker benannte Raman-Spektroskopie weiterentwickelt. Mit der neuen Methode kann sie den Gehalt und die Qualität der im Fenchelsamen enthaltenen Öle durch eine direkte Messung am Samen bestimmen. „Darüber hinaus ist es uns gelungen, eine mobile Raman-Anlage zu entwickeln, mit der wir die Messungen direkt auf dem Feld vornehmen können“, ergänzt Prof. Dr. Jürgen Popp. Dies bringt entscheidende Vorteile mit sich: So kann sich die chemische Zusammensetzung von Pflanzenteilen während des Transportes vom Feld ins Labor verändern. Eine solche Verfälschung wird durch die Messung vor Ort vermieden. „Außerdem können wir die Qualität eines Produktes bestimmen, noch bevor die Pflanze geerntet ist“, hebt Popp hervor, „und so zum Beispiel den richtigen Erntezeitpunkt abwarten“. Indem man regelmäßig Messungen vornimmt, kann die Entwicklung der Öle in den Fenchelsamen verfolgt und der Einfluss von verschiedenen Faktoren – zum Beispiel Witterungsbedingungen – untersucht werden. „Wir haben mit der Raman-Spektroskopie bereits erfolgreich ätherische Öle in Minzblättern und Zitrusfrüchten untersucht“, so Popp. „Die Ergebnisse beim Fenchel sind ein weiterer wichtiger Schritt zu einer Qualitätskontrolle bei diesen wertvollen Naturstoffen“.

Die Untersuchungen sind als Teil des DFG-Projektes „Innovative Raman- und Mikro-Raman-Spektroskopie zur Charakterisierung der Qualität von pflanzlichen Produktlinien“ in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Biopolymers“ erschienen.

Kontakt:
Dr. Marion Strehle / Prof. Dr. Jürgen Popp
Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena
07737 Jena
Tel.: 03641 / 948367, Fax: 03641 / 948302
E-Mail: marion.strehle@uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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